Losung: Er wird mich ans Licht bringen, dass ich meine Freude an seiner Gerechtigkeit habe. Micha 7,9
Lehrtext: Hananias ging hin und kam in das Haus und legte die Hände auf ihn und sprach: Lieber Bruder Saul, der Herr hat mich gesandt, Jesus, der dir auf dem Wege hierher erschienen ist, dass du wieder sehend und mit dem Heiligen Geist erfüllt werdest. Apostelgeschichte 9,17
Liebe Leserin, lieber Leser,
niemand muss sich schämen, wenn er vom Saulus zum Paulus wird, wenn er
aufgrund besserer Einsicht seine ursprüngliche Ansicht korrigiert und
vielleicht sogar das Gegenteil von dem vertritt, was er zuvor im Brustton der
Überzeugung vertreten hatte. Ein Sprichwort sagt: „Nur wer sich ändern kann,
bleibt sich treu.“
O Mann, was hatte ich als Gymnasiast und auch noch als Student für Ansichten
über die Verbesserung der Welt. Damals wollte ich mit meinen Freunden alles
revolutionieren und endlich eine gerechte Gesellschaft aufbauen ohne
Ausbeutung, Unterdrückung und Privilegien. Und wenn jemand sagte, dass doch die
Situation in der Bundesrepublik so schlecht nicht sei, verwies ich auf die
Dritte Welt und darauf, wie sich unser Wirtschaften und unser Lebensstil hier
negativ auf die Menschen dort auswirkt.
Ganz falsch war das nicht. Und nach wie vor könnte es in unserer
Gesellschaft gerechter zu gehen und erst recht gegenüber jenen Ländern im Süden.
Aber im Lauf der Jahre und Jahrzehnte bin ich, wie fast alle jungen
Revolutionäre zu allen Zeiten, ernüchtert und stimme etwas resigniert dem Satz
zu: „Politik ist die Kunst des Möglichen, aber kein „Wünsch dir was“. Zu
unterschiedlich sind die Interessen, die verantwortliche Politiker ohne Gewalt und ohne
anderen Unrecht zu tun, unter einen Hut bringen müssen.
Für den Glauben gilt dasselbe. Auch da kann man nicht einfach stehen
bleiben und meinen, man hätte nun alles im Kasten. Die Zeiten ändern sich und
wir uns in ihnen. Und so ändert sich auch unser Glaube je nachdem, welche
Erfahrungen wir machen.
Da ist es gut, wenn du nicht einen hämischen Kritiker hast, der dich wegen
deiner sich ändernden Einsichten verspottet oder gar verurteilt, sondern wenn
du einen Hananias hast (Lehrtext), der dich segnet
und dir behutsam, verständnisvoll, aber nicht besserwisserisch die Augen öffnet.
Dass Gott alle seine Geschöpfe bedingungslos liebt, habe ich spät, sehr spät
entdeckt und dafür manch gesetzliche, frühere Ansichten über Bord geworfen.
Im Glauben geht es um das Licht der Freude (Losung) und nicht um verbissene
Rechthaberei, um die frohe Botschaft von Jesus Christus und nicht um eine
Drohbotschaft für alle, die nicht so denken und glauben wie ich oder wie auch
manche Verfasser biblischer Schriften gemeint haben.
Nein, es ist keine Schande, wenn man vom Saulus zum Paulus wird, wenn man bescheiden wird, seine Ansichten ändert und auch im Glauben wächst und reift.
Gebet:. Herr Jesus Christus, erst als ich mich ganz und gar auf dich eingelassen habe,
habe ich erfahren wer und wie Gott ist. Du bist das Ebenbild seines Wesens. Du
bist seine Liebe und Wahrheit, seine Güte und Menschenfreundlichkeit in Person.
So schenkst du mir einen befreienden und tragfähigen Glauben. Amen
Herzliche Grüße!
Ihr / dein Hans Löhr
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