Losung: Bekehre du mich, so will ich mich bekehren; denn du, HERR, bist mein Gott! Jeremia 31,18
Lehrtext: Jesus spricht zu Thomas: Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Johannes 20,27
Liebe Leserin, lieber Leser,
zum besseren Verständnis
hier die heutige Losung in einer anderen Übersetzung und im Zusammenhang: Der
Herr sagt: Ich habe deutlich gehört, wie die Leute von Ephraim klagen: „Du
hast mich zurechtgewiesen, und wie ein junger, ungebändigter Stier bin ich
gezüchtigt worden. Bringe mich zurück, damit ich zurückkehre, denn du bist der
HERR, mein Gott. Denn nach meiner Umkehr (=Buße) zu
dir bereue ich, und nachdem ich zur Erkenntnis gebracht worden bin, schäme ich mich.“
Der Hintergrund dieses
erschütternden Wortes ist die Vernichtung des antiken Staates Ephraim/Israel durch
die Assyrer in den Jahren 722/720 vor Christus. Er bildete das sogenannte Nordreich
des von den hebräischen Stämmen eroberten Landes. Das Südreich Juda mit der
Hauptstadt Jerusalem und dem Tempel wurde 587 v.Chr. von den Babyloniern unter
Nebukadnezar II zerstört. Dabei wurden große Teile der Bevölkerung als Sklaven
in die damaligen Weltreiche verschleppt. [Verdis Oper Nabucco handelt von
diesen Ereignissen].
In dem Losungswort geht es
um eine doppelte Umkehr und Rückkehr. Einmal bitten die Leute von Ephraim/Israel
Gott, dass er sie wieder in ihre Heimat zurückbringen möge. Zugleich aber sagen
sie, dass sie sich auch zu Gott bekehren, also zu ihm zurückkehren möchten. In
beiden Fällen soll er ihnen dabei helfen; denn aus eigener Kraft scheint das
für sie nicht möglich zu sein.
Militärische Katastrophen als Gottes Strafen
Die Propheten des Alten
Testamentes wie Jesaja, Jeremia, Amos und andere bringen die politischen
Katastrophen der damaligen Zeit mit dem Abfall vom wahren Glauben in Verbindung
und verstehen sie als Gottes Strafen. Die Könige im Nordreich und im Südreich
waren nicht bereit, sich unter die militärische Übermacht der Assyrer und
später Babylonier zu beugen. Sie führten einen aussichtslosen, bewaffneten
Kampf, der nur dazu führte, dass umso mehr Soldaten und Zivilisten getötet,
verwundet und verschleppt wurden. Wer will, kann Parallelen zur Gegenwart
ziehen.
Für mich lerne ich aus den beiden
Bibelworten heute, dass eine „Bekehrung“ (= Buße) also Hinwendung zu Gott, von
ihm selbst veranlasst wird und nicht allein meine Sache ist. Aus dem Neuen
Testament erfahre ich, dass sich deshalb Gott selbst in Jesus Christus zu uns
Menschen „bekehrt“, also sich uns zugewandt hat, um uns zu sich zu ziehen.
Damit erledigt sich jeder offene oder heimliche Stolz auf Bekehrung aus eigener
Initiative oder Kraft.
Im Lehrtext verurteilt oder bestraft Jesus den ungläubigen Thomas nicht, sondern hilft ihm, zum Glauben zu finden und fügt hinzu: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“ In dieser Lage befinden wir uns. Wir können Gott nur „blind“ vertrauen, weil wir ihn nicht von Angesicht zu Angesicht sehen. Das ist viel verlangt. Und auch von Jesus sehen wir nur die Bilder, die wir uns von ihm machen. Billiger ist der Glaube nicht zu haben. Aber ist es unter uns Menschen so viel anders? Wir müssen einander doch auch blind vertrauen, weil wir uns nicht gegenseitig ins Herz sehen und erkennen können, wie es der andere wirklich meint.
Gebet: Herr, wie soll ich ohne dich glauben, wie
ohne dich zu dir kommen können? In Jesus bist du zu mir gekommen, damit ich
glauben und zu dir kommen kann. Lass mein Vertrauen auf dich wachsen, auch wenn
ich dich nicht sehen und manchmal nicht verstehen kann. Amen
Herzliche
Grüße,
Ihr / dein Hans Löhr
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Lieber Hans,
AntwortenLöschenmit 2d Verspätung (Fernreise, Internet) weil es mir wichtig ist:
Danke für Deine Worte. Heute hätte ich mir gewünscht, dass du mehr auf den Lehrtext eingehst. Thomas ist für mich fast die wichtigste Person im ganzen NT bzw. der Bibel. Er erlaubt uns, unseren kritischen Verstand einzusetzen. Sonst wäre ich schon lange an vielen Widersprüchen unseres Glaubens und seltsamen Passagen der Bibel verzweifelt.
LG Jürgen