Dienstag, 20. September 2022

Ach Jesus, bist du naiv! hl

Losung: Ich habe meinen Geist auf meinen Diener gelegt, das Recht trägt er hinaus zu den Nationen. Jesaja 42,1 

Lehrtext: Jesus: Ihr wisst, die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder, und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt an. Aber so ist es unter euch nicht; sondern wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein. Markus 10,42-43

Liebe Leserin, lieber Leser, 

Jesus war grenzenlos naiv. Da waren und sind die, die in den Kirchen das Sagen haben viel cleverer, und der größte Teil derer, die sich Christen nennen, sowieso.

Hätte, hätte ...

- Er wusste, dass ihm in Jerusalem nichts Gutes bevorstand und ist trotzdem hingegangen.
- Er kannte Judas gut genug, dass er ihn verraten würde und hat sich trotzdem nicht versteckt.
- Er hätte sich vor Pilatus besser verteidigen können und gute Aussichten gehabt, freigelassen zu werden. Aber er ging nicht auf ihn ein.
- Er hätte ein einigermaßen ruhiges Leben führen können, aber er konnte es nicht lassen, die Mächtigen in Politik und Kirche zu provozieren.
- Hätte er die Pharisäer und Schriftgelehrten damals hofiert, er hätte in der jüdischen Kirche Karriere machen können.
- Hätte er sich einen Kardinalshut aufgesetzt, er wäre in der christlichen Kirche nicht zu einer rituellen Kultfigur degradiert worden.
- Er hätte auf die naive Forderung, auch die Feinde zu lieben, verzichten sollen. Dann hätte man ihn in Kirche und Welt vielleicht ernster genommen. 
- Er hätte es zulassen sollen, dass Petrus ihn mit der Waffe verteidigt, statt ihm das Schwert zu verbieten, so wäre er heute der Held der Rüstungsindustrie.
- Wie ein Feldwebel hätte er seine Jünger herumkommandieren und in den bewaffneten Kampf gegen die Römer führen können. Sie hätten „Hurra“ gebrüllt und wären ihm blindlings gefolgt.
- Er hätte darauf verzichten sollen, die Friedensstifter, auf Latein die Pazifisten, selig zu preisen (Matthäus 5,9), dann würde er besser ins politische Konzept der Mächtigen in unserem Land passen.
- Hätte er sich doch zu den Herrschenden und Reichen gehalten und sich nicht mit Huren und Gesindel abgegeben, man hätte sich mit ihm schmücken können.
- Hätte er doch gemeinsam mit den Moralaposteln die Ehebrecherin gesteinigt (Johannes 8,2-11a), er wäre der Führer der Frommen und Gerechten geworden.
- Wäre er ein bisschen wie die Queen gewesen und hätte mit Prunk und Pomp beeindruckt, er hätte vielleicht auch ein Staatsbegräbnis bekommen.
- Hätte er doch bloß den Teufel der Macht, der Gewalt, der Gier und der Eitelkeit angebetet, er hätte König der Welt sein können (Matthäus 4,8-9)

Stattdessen sagt er zu seinen Jüngern und zu uns beiden:
»So wie es in der Welt bei den Mächtigen zugeht, so soll es bei euch nicht sein. Wer unter euch groß sein will, soll den anderen dienen.« Und er kniet sich vor ihnen nieder und wäscht ihnen und - dir und mir wie ein Sklave die Füße (Johannes 13,4-15).

Zur Hoffnung berufen

Jesus war nach dem Maßstab der Welt einfach grenzenlos naiv. Das hat ihn das Leben gekostet. Ein Wunder, dass es von damals bis heute Menschen gibt, die ihm dennoch glauben und sich an ihm orientieren. Wahrscheinlich sind auch sie in den Augen der Gerissenen und Opportunisten, der Weltklugen und Realisten, der Machtmenschen und Karrieristen, der Angepassten und Mitläufer... - wahrscheinlich sind die, die ihr Leben trotzdem mit ihm wagen in deren Augen hoffnungslos naive Spinner. In Gottes Augen aber ist er sein geliebter Sohn, an dem er Wohlgefallen hat (Matthäus 3,17).

Wie aber wir alle ohne seinen Geist (Losung) der Gottestreue, ohne seinen Geist der Sanftmut und des Friedens, der Versöhnung, der Demut und der bedingungslosen Liebe eine Zukunft haben sollen, ist mir unerfindlich.

Gebet: Herr, wenn ich dich in der Krippe liegen und am Kreuz hängen sehe, dann weiß ich wieder, dass allein die Liebe zählt. Manchmal möchte ich angesichts unserer globalen Probleme am liebsten verzweifeln. Doch du hast mich dazu berufen, auf dich zu hoffen. Denn in dir begegnet mir Gott. Vor dir allein beuge ich mich. Dir gehöre ich. Dir will ich folgen. Amen

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr
 

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1 Kommentar:

  1. Ein Herz des Dienens und das mit Freude dürfen wir uns jeden Morgen von Jesus erbitten, denn ohne ihn sind wir nicht beständig liebesfähig genug.und die Queen, ihren festen Glauben, ihre Wärme und Freundlichkeit über so viele Jahre fand ich sehr berührend, Pomp.und Glanz waren da wohl zweitrangig, Die hat unendlich viele Menschen berührt und dafür können wir alle dankbar sein

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