Donnerstag, 22. September 2022

Unbegreiflich groß, unfassbar nah hl

Losung: HERR, wer ist wie du? Mächtig bist du, HERR, und deine Treue ist um dich her. Psalm 89,9 

Lehrtext: Der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, gebe euch den Geist der Weisheit und der Offenbarung, ihn zu erkennen. Epheser 1,17 

Liebe Leserin, lieber Leser, 

wie stellst du dir Gott vor? Ist er menschenähnlich? Eine Frau oder ein Mann? Jung oder alt? Von schwarzer oder von weißer Hautfarbe? Schon die Israeliten ahnten, dass man sich Gott nicht vorstellen könne und solle. Deshalb hatten sie auch das Verbot, sich von ihm ein Bild zu machen. Ja, sie sprachen nicht mal seinen Namen aus, sondern umschrieben ihn mit anderen Begriffen. Auch das Vaterunser nennt den Namen Gottes nicht. Stattdessen heißt es da „Vater unser im Himmel“, was so viel bedeutet wie: „Gott, der du unser Vater bist“. Und auch die Himmelfahrt Jesu ist im Grunde nichts anderes als ein „Heimkommen zu Gott“, keinesfalls aber ein raketenähnlicher Flug ins Weltall, wo es kein Oben und Unten gibt.

Der alte Mann mit Bart

Als Kind habe ich mir Gott so vorgestellt, wie er im „Gottbüchlein“, einem Schulbuch mit biblischen Geschichten, abgebildet war, als alten Mann mit weißem Bart. So hat ihn auch Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle gemalt. Heute stelle ich mir Gott überhaupt nicht mehr vor. Er sprengt schlicht und einfach jede mögliche Vorstellungskraft. Ich kann nur von seinen Eigenschaften reden. Rede ich aber von seiner Gestalt, dann rede ich vom Kind in der Krippe und vom Mann am Kreuz.

In der Losung wird Gott unvergleichlich genannt: »Wer ist wie du?«. Da heißt es auch, dass er mächtig und treu sei. Jesus nennt ihn "barmherziger Vater". Nach den Zeugnissen der Bibel ist er auch heilig und ewig, gerecht und fürsorglich, segnend und beschützend ….. Das kann ich auch so sagen.

Herr über Raum, Zeit und Ewigkeit

Vor allem aber ist er diese unvorstellbare Kraft, aus der alles hervorgegangen ist und immer noch hervorgeht, was ist: die größten Gebilde im Universum und die winzigen Zellen, aus denen das Leben der Pflanzen, Tiere und Menschen besteht. Er ist Herr über Raum, Zeit und Ewigkeit. Aber vor allem anderen hat er eine Eigenschaft, die seiner Schöpfung und damit auch dir und mir unseren Wert gibt: Er hat alles ohne Ausnahme aus grenzenloser und bedingungsloser Liebe geschaffen. Das kann ich nicht beweisen. Und vieles, sehr vieles scheint dagegen zu sprechen. Aber ich kann es bekennen. Mehr noch, ich kann es erkennen in Jesus Christus.

Aus diesem Grund hat es für mich keinen Sinn, von Gott an und für sich zu sprechen. Wer oder was sollte er denn sein? „Finitum non capax infiniti“ – Das Endliche kann das Unendliche nicht fassen. So sagt es zutreffend die reformierte Theologie. Darum spreche ich von Gott so, wie er sich mir in Jesus zeigt. Und ich will ihm so vertrauen, wie er ihm vertraut hat. Und wenn im Alten Testament von Gott die Rede ist, dann ist er für mich immer der Gott und Vater Jesu Christi. Wo ich ihn aber nicht mit Jesus zusammenbringen kann, spielt er für mich keine Rolle. 

Der Gott des Alten Testaments mag eine religionsgeschichtlich interessante Größe sein so wie Buddha oder Allah oder wen Menschen sonst anbeten. Ich will jedoch andere Religionen nicht abwerten, sondern die Gottesvorstellungen und den Glauben ihrer Mitglieder respektieren. Gleiches gilt auch für Juden und Christen, die sich Gott ohne oder neben Jesus vorstellen bzw. ihn verehren. Doch ich ehre mit den Verfassern der neutestamentlichen Schriften den Vater im Sohn, wobei mir klar ist, dass auch diese Begriffe nur Hilfsmittel sind, um das Unbegreifliche in Worte zu fassen. Diese Erkenntnis verstehe ich als Geschenk des heiligen Geistes (Lehrtext). Sie hilft mir, ohne Furcht und schlechtes Gewissen, fröhlich und unbeschwert, dankbar und weltoffen zu leben und zu glauben. 

Gebet: Mein Gott und Vater, mit allem, was ist, bin und bleibe ich in dir. In dir wurde ich geboren. In dir lebe ich. In dir werde ich sterben. In dir auferstehen. Du bist um mich allezeit, auch dann, wenn ich deine Nähe nicht spüre. Du kümmerst dich um mich, dein Geschöpf, wie ein guter Hirte um seine Schafe, dass mir nichts mangelt und ich meinen Weg finde. Du zeigst dich mir in Jesus Christus und schenkst mir durch ihn deine bedingungslose Liebe. In dir und durch dich bin ich frei.
»Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil«
(Psalm 73,25+26). Amen 

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr
 

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