Freitag, 2. September 2022

Woraus alles ist hl

Losung: Es segne uns Gott, und alle Welt fürchte ihn! Psalm 67,8 

Lehrtext: Herr, unser Gott, du bist würdig, zu nehmen Preis und Ehre und Kraft; denn du hast alle Dinge geschaffen, und durch deinen Willen waren sie und wurden sie geschaffen. Offenbarung 4,11 

Liebe Leserin, lieber Leser, 

vielen genügt es, einfach da zu sein. Sie fragen nicht nach dem Woher und selten nach dem Wohin. Ich will das nicht bewerten. Aber vielleicht stellst du dir hin und wieder mal diese Fragen. Die Bibel beantwortet sie grundsätzlich, so wie zum Beispiel der heutige Lehrtext. Doch mich interessieren auf dem Hintergrund des heutigen Wissensstandes auch die Details. Ich meine nämlich, dass ich dann mich selbst, meinen Glauben und die Wunder der Schöpfung besser verstehe.

Ja, da stimme ich vorbehaltlos zu: „Gott hat alle Dinge geschaffen und durch seinen Willen waren sie“ (Lehrtext) und werden sie sein. Doch was heißt das konkret?

Auf die Erkenntnisse der Astrophysik, also auf Geburt, Leben und Sterben der Himmelskörper, komme ich immer wieder mal zu sprechen, wenn es um die Schöpfung geht. Heute wende ich den Blick in die umgekehrte Richtung und schaue auf das Allerkleinste, auf die Elementarteilchen, aus denen alles ist, was ist.

Das Allerkleinste

Lange Zeit dachte man, dass die Atome die kleinsten Teile sind, bis man die Atomkerne entdeckte. Wenn man sich einen Atomkern so groß wie ein Reiskorn vorstellt, dann ist seine Atomhülle so groß wie ein Fußballstadion und dazwischen ist - nichts. Aber es geht noch kleiner, denn auch der Atomkern ist spaltbar (Atombombe, Atomkraftwerk). Er besteht selbst aus noch kleineren Teilchen, aus Protonen und Neutronen. Doch es geht noch kleiner.

Ein Proton zum Beispiel besteht aus sogenannten Quarks, die zu den nicht weiter teilbaren Elementarteilchen gehören und „masselos“ sind. Sie bestehen, vereinfacht gesagt, aus –nichts! Hm. Was ist dann mit der Materie, aus der unsere Welt besteht und deren Eigenschaft Masse ist? Ein Stein, ein Haus, ein Smartphone, ein Auto, Geldscheine und Münzen, Diamanten und Gold, du und ich – besteht das alles aus nichts? Das jedenfalls ergeben die präzisen Berechnungen und Beobachtungen der Elementarteilchen-Physik (Standardmodell)

Doch da die Elementarteilchen ständig in Bewegung sind, haben sie eine Bewegungsenergie. Die wiederum lässt sich mit Einsteins berühmter Formel e=mc² also e (Energie) = m(Masse) mal c² (Lichtgeschwindigkeit im Quadrat) in Masse übersetzen. Und nun steige ich mit meinem Verständnis völlig aus: Die Elementarteilchen scheinen, obwohl sie nur aus Energie bestehen, dennoch messbare Masse zu haben, weil sie in einem Feld (Higgsfeld) wechselwirken. So entsteht der Eindruck (!), als gäbe es harte Materie wie einen Stein, der jedoch, wie alle andere Materie, letztlich nur ein Energiezustand ist. Ich nehme das, wie vieles, zur Kenntnis, ohne es wirklich zu verstehen. Allerdings wäre ich schlecht beraten, wenn ich das bestreiten wollte.

Gott und das Nichts

Erstaunlicherweise ergibt sich eine gewisse Nähe zu einer fundamentalen Glaubensaussage über die Schöpfung: Gott hat alles aus nichts erschaffen (creatio ex nihilo). In der Bibel heißt es zum Beispiel: „Ich bitte dich, mein Kind, schau dir den Himmel und die Erde an; sieh alles, was es da gibt, und erkenne: Gott hat das aus dem Nichts erschaffen, und so entstehen auch die Menschen.“ (2. Makkabäer 7,28). Und im Neuen Testament, in Hebräer 11,3: „Durch den Glauben erkennen wir, dass die Welt durch Gottes Wort geschaffen ist, so dass alles, was man sieht, aus nichts geworden ist.“ 

Wie soeben gesagt: Wir erkennen das „durch den Glauben“. Somit ist das kein Gottesbeweis. Es bleibt ein Geheimnis. Da ist keine Brücke aus der Schöpfung zu Gott. Aus ihr sind keine Rückschlüsse auf ihn möglich. Aber es gibt eine Brücke von ihm zu ihr. Von Gott kann ich auf seine Schöpfung schließen, von Christus auf uns Menschen. Dennoch ist die Nähe der jüngsten Erkenntnisse der Naturwissenschaften zum Schöpfungsglauben* erstaunlich.

Was daraus folgt

Für mich folgt aus alledem: »Ich glaube (!) an Gott den Vater (= Liebe), den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde (= Universum)« und darum auch von mir und allem anderen, was ist und lebt. Aus seiner Kraft kommt alles, was ist. Und zu ihm geht alles, was ist. Alles war und ist und bleibt in ihm. Alles existiert in ihm für immer.

Der Tod ist der große Verwandler, aber nicht der allmächtige Vernichter. Ich werde nicht der bleiben, der ich jetzt bin. Aber was mich ausmacht, wird in einer Weise in Gott bleiben oder auferstehen, die er bestimmt.

Die äußere, sichtbare, mit meinen Sinnen erfahrbare Welt, ist für mich das, was sie jetzt ist. Und doch ist sie anders als das. Wie alles Geschaffene, bin ich selbst nichts Festes, Starres, Hartes und Dauerhaftes, sondern ein wandelbarer Energiezustand auf Zeit mit Bewusstsein. Doch in alledem wirkt Gottes Segen und Geist, der Geist der Liebe zu seinen Geschöpfen, wie er mir in Jesus begegnet.

Nicht ein böses Schicksal, nicht ein blinder Zufall, nicht die kalte Notwendigkeit, sondern der liebende Vater gibt der Schöpfung ihren und so auch mir meinen Wert. Das weiß ich nicht, das glaube ich. Ja, ich hänge an meinem Leben und bin gern in dieser Welt. Doch ich muss und will es lernen, alles wieder loszulassen, auch mich, und in seine Hand zu legen. Er allein weiß, wie er es mit seiner Schöpfung und mit mir auf das Beste machen soll – und er wird es tun. Ihn will ich loben und preisen, ehren und lieben. Amen 

Gebet:
Lob, Ehr und Preis sei Gott
dem Vater und dem Sohne
und Gott, dem Heiligen Geist
im höchsten Himmelsthrone,
ihm, dem dreiein'gen Gott,
wie es im Anfang war
und ist und bleiben wird
so jetzt und immerdar.
(EG 321 Vers 3)

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr

*Der Schöpfungsglaube sagt nichts darüber wie, sondern dass Gott die Welt geschaffen hat. Darum auch die unterschiedlichen Aussagen zur Schöpfung in der Bibel.

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3 Kommentare:

  1. Lieber Herr Löhr, heute ist der (Hobby)-Physiker wieder mal mit ihnen durchgegangen. Sie begründen den "Ausflug" in die Physik damit, der Glaube wird dadurch weiter gefestigt und gestärkt, wenn ich Er-Kenntnis über das Woher und Wohin habe. Ihr Beitrag ist durchaus interessant. Mir geht es nicht so. Alternativ habe ich mir heute Auslegung der Losung und des Lehrtextes noch bei Pastor Mummsen vom Christus Zentrum Arche "geholt".

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  2. Lieber Herr Pfarrer,
    eine Anregung zur Physikliteratur - Wenn Sie sie nicht ohnehin haben: Carlo Rovelli, geb. 1958 in Vetona, Prof. für Physik Universität Marseille. "Die Ordnung der Zeit" , Rohwolt Taschenbuch. Gut geschrieben !! (2017, neu 2021)

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