Losung: Wir haben einen Gott, der da hilft, und den HERRN, der vom Tode errettet. Psalm 68,21
Lehrtext: Wenn wir nämlich glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott auch die Verstorbenen durch Jesus mit ihm zusammen heraufführen. 1.Thessalonicher 4,14
Liebe Leserin, lieber Leser,
warum nur sind manche ärgerlich, wenn man sagt, dass Gott ausnahmslos alle seine
Geschöpfe »vom Tod errettet«? Sie meinen, ihre Bibeltreue dadurch beweisen zu müssen, dass sie auf einige Stellen hinweisen, die nur den Auserwählten
ewiges Leben versprechen. Die anderen Menschen aber – ja, was ist mit denen?
Sie würden dann für immer von Gott im ewigen Höllenfeuer gefoltert. Entsprechend
hat man zur Zeit der katholischen Inquisition vor allem in Spanien den
angeblich Falschgläubigen (Ketzern) die Hölle heiß gemacht und sie bei lebendigem Leib verbrannt. Und das unter feierlichen Gesängen und Gebeten,
weil ein solches Handeln doch Gott wohlgefällig sei.
Ein gefährliches Missverständnis
Es ist ein gefährliches Missverständnis zu glauben, die Bibel befinde sich
außerhalb der Zeit. Sie ist zunächst auch nur ein Dokument, wie die Menschen zu
ihrer Zeit geglaubt haben; so wie später die kirchlichen Dogmen und Bekenntnisschriften
solche Dokumente sind. Und ebenso verhält es sich mit diesen
Losungsauslegungen. In ihnen steht, wie ich zu meiner Zeit auf dem Hintergrund
meiner Glaubens- und Lebenserfahrungen glaube.
Die Bibel ist komplex und darum nicht so ohne weiters zu verstehen. Dieses Problem hatte schon jener äthiopische Finanzminister aus Apostelgeschichte 8,27 bis 39. Darum wird er auch von Philippus gefragt: "Verstehst du auch, was du da liest?"
Auch heute schlägt jeder mit seinem Vorverständnis dieses Buch auf. Es ist geprägt von den Frömmigkeitstraditionen, in denen er aufgewachsen ist. Im evangelischen
Raum ist das die Rechtfertigungslehre des Paulus, die von Luther wieder aufgegriffen
und zum Prüfstein für alle biblischen Texte und kirchlichen Lehren erklärt
wurde. Kurz: Durch Jesu Leiden und Sterben haben wir Vergebung der Sünden und
sind vom Teufel und dem ewigen Tod erlöst (befreit). Dabei kommt alles nur auf
das Zeugnis der Bibel, auf die Gnade Gottes und auf Lehre und Leben
Jesu Christi an. Aber eben auch auf den Glauben des Menschen.
Was unseren Glauben prägt
Das war ein großer Fortschritt, was das Verständnis der Bibel betrifft. Er
hat viele Gläubige aus mittelalterlichen Ängsten befreit und zu mündigen
Christen gemacht. Doch auch wenn Martin Luther ein großer Mann war, so stehen wir doch
auf seinen Schultern und können weiter blicken als er. Hinter uns liegt nicht nur die Zeitenwende der Reformation des 16. Jahrhunderts, sondern auch der 30jährige Krieg des 17. und die Epoche der Aufklärung im18.
Jahrhundert. Hinter uns liegt die industrielle, technische Revolution im 19. Jahrhundert und nach wie vor erleben wir den Siegeszug der Naturwissenschaften aus dem 20. Jahrhundert. Hinter uns liegen aber auch die traumatischen Erfahrungen mit Diktatur, Krieg und Vernichtung in jener Zeit. Dahinter können wir nicht mehr zurück. Das alles prägt uns auf die eine oder andere Weise bis heute, prägt auch unser Weltbild, unseren Glauben und - ob wir wollen oder nicht - die Art, wie wir die Bibel heute lesen und verstehen.
Wir sind der Wahrhaftigkeit, der intellektuellen Redlichkeit verpflichtet und können nicht mehr so mir nichts dir nichts die Wunderwelt der Bibel aus der Antike in die Gegenwart übernehmen. Wir können einzelne Bibelworte nicht mehr wörtlich verstehen und schon gar nicht als ein in Stein gemeiseltes Diktat des Heiligen Geistes. Es sind Menschenworte, mit denen damals der jeweilige Glaube zur Sprache gebracht worden ist. Für uns sind sie wichtig. Doch wir sollen sie verstehen, einordnen, prüfen und bewerten.
Was die Bibel zur heiligen Schrift macht
Entscheidend ist nicht der Buchstabe, sondern der Geist, der aus den Schriften der biblischen Verfasser spricht. Für Christen ist allein der Geist Jesu Christi maßgeblich, in dem Gott Mensch geworden ist. Dieser Geist ist der Geist der Barmherzigkeit, der Gnade und der Liebe. Aber nicht irgendwelcher Liebe, sondern der größten, die es gibt, der Feindesliebe. Erst dieser Geist und was mit ihm vereinbar ist, macht bestimmte Aussagen der Bibel zur heiligen Schrift.
Im Licht jenes Geistes müssen die biblischen Schriften immer wieder neu gelesen, verstanden und bewertet werden, damit sie was zu sagen haben. Er ist der Geist des Evangeliums, der frohen und guten Nachricht von Gott, der uns sagt, dass wir uns nicht fürchten müssen, sondern uns freuen können über seinen Sohn Jesus Christus, unseren Retter, Bruder und Herrn. Durch ihn sind alle Menschen Gotteskinder, ob sie das wissen oder glauben oder nicht. Allen gilt die frohe Nachricht. Jedem wendet sich Gott in seiner großen Barmherzigkeit zu. Viele fühlen sich in dieser Welt verloren, doch niemand ist es bei ihm.
Gebet: Herr, ich bin ganz und gar angewiesen auf dich, auf deinen guten Geist. Du schenkst ihn mir immer wieder neu, damit mein Glaube nicht erstarrt, sondern lebendig bleibt, damit ich auf dich vertraue, was auch geschieht. Amen
Herzliche Grüße!
Ihr / dein Hans
Löhr
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