Predigt zum Ewigkeitssonntag 2021. Bibelwort: Psalm 23,4
Liebe Gemeinde,
ihr,
die Angehörigen unserer Verstorbenen, seid der Einladung gefolgt, heute am
Ewigkeitssonntag ihrer zu gedenken. Ihr tut das für euch, denn es ist euch ein
Bedürfnis, an die liebevoll zu denken, von denen ihr in den letzten zwölf
Monaten habt Abschied nehmen müssen. Vielleicht besucht ihr heute noch ihr Grab. Dann werdet ihr wohl spüren, wie stark ihr nach wie vor mit euren Toten verbunden seid.
Heute
habt ihr die Gelegenheit ohne das ganze Durcheinander rund um die
Trauerfeier dankbar und in Frieden an sie zu denken. Ihr könnt euch noch einmal
ihr Bild vor Augen halten, noch einmal dem Klang ihrer Stimme nachhören und
darüber nachsinnen, was sie euch bedeutet haben. Ihr werdet manch gute Erinnerung
an sie haben, aber auch manch schmerzliche, besonders, wenn ihr an die letzte
Zeit vor ihrem Tod denkt. Und wenn ihr am Grab steht, sprecht ein stilles Vaterunser für sie und für euch. Und wenn euch die Tränen kommen, lasst sie fließen. Es wird euch gut tun.
Bei
vielen hatte sich ja das Ende schon länger angekündigt und darum waren die
meisten von euch auch darauf gefasst. Manchmal war das Ende dann nach längerer
Leidens- und Pflegezeit auch eine Erlösung für alle. Aber weh getan hat es dann
doch und tut es noch immer.
Bei
der einen oder dem anderen ist der Tod plötzlich gekommen und hat euch
überrascht. Das war ein schwerer Schlag, der erst mal verwunden werden muss. Und
das braucht Zeit.
Uns alle
aber, die wir schon nahe Angehörige verloren haben, eint die Erfahrung, dass
der Abschied wirklich endgültig ist und es keine Begegnungen mehr
geben wird. Das wahrhaben zu müssen, ist zunächst nicht einfach. Aber irgendwann
hat man sich dann auch damit abgefunden und mit dem Schmerz seinen Frieden
gemacht. Und falls dir danach ist, dann sprich zu, dem, der jetzt auf dem Friedhof liegt. Das verbindet euch.
Hier
in diesem Gottesdienst sollt ihr heilsame Worte hören, die eurer verwundeten
Seele gut tun. Hier seid ihr mit eurem Schmerz nicht allein. Und hier könnt ihr
euch vergewissern, dass ihr auch in der Zeit der Trauer nicht allein seid. Denn
auch für euch gilt das Bibelwort, das wir bei der Trauerfeier gemeinsam
gesprochen haben: »Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein
Unglück; denn du, Gott, bist bei mir.«
Und so
bitte ich jetzt jeden einzelnen von euch. Lass dich auf dieses Wort ein. Lass
dich auf Gott ein. Öffne ihm dein Herz und lass ihn wirken. Denn unser Gott ist
nicht irgendeine höhere Macht, irgendein übernatürliches Wesen, fern von uns
über den Wolken. Er ist bei dir. Er zeigt sich dir und mir in Jesus Christus: An
Weihnachten im Kind in der Krippe. Am Karfreitag im Mann am Kreuz. An Ostern
als der Auferstandene, der Schuld, Leid und Tod überwunden hat für dich. Für
wen denn sonst? Und immer sagt er: „Friede sei mit dir, fürchte dich nicht!“ So
begegnet er uns beiden als der barmherzige Vater, dem ich vertrauen kann.
Wie
ist es mit dem Verstorbenen, von dem du Abschied genommen hast? War er im Leben
gut genug, dass du für ihn hoffen darfst? War er fromm genug, dass er vor Gott
bestehen kann? Wird er von ihm aufgenommen und aus dem ewigen Tod gerettet?
Oder wird sich das, was er einmal war, in nichts auflösen?
So
denken und fragen wir Menschen. Wir meinen, so wie es bei uns zugeht, so ähnlich
müsse es auch bei Gott zugehen, Lohn und Strafe, Leistung und Versagen, Gnade
und Gericht usw. Wir malen sein Bild nach unseren Vorstellungen. Doch damit
werden wir Gott nicht gerecht.
Denn
das habe ich aus der guten Nachricht von Jesus gelernt, dass Gott die
religiösen Fleißpunkte, die du gesammelt hast, nicht interessieren und ebenso
wenig deine Versäumnisse im Glauben. Es kommt nicht auf dich an. Es kommt auf
ihn an. Es kam auf ihn an, als er dich geschaffen, weil er dich gewollt hat. Und es kommt auf ihn an, wenn er dich wieder
zu sich ruft. Denn was er geschaffen hat, das will er nicht wieder verlieren,
sondern vollenden.
Du
bist für ihn nicht nur ein Stück Schöpfung, sondern sein Kind. Um es klar und
deutlich zu sagen: Du bist ein Gotteskind. Daran kannst du nichts ändern, wie
du dich auch immer verhältst. Genauso wenig wie du daran etwas ändern kannst,
dass du das Kind deiner leiblichen Eltern bist. Doch sie sind Menschen mit
ihren Grenzen und Schwächen. Auch wenn sie sich um dich bemüht haben, so konnten
sie dir nicht gerecht werden, wie du in deinem Innersten wirklich bist.
Aber Gott.
Er kennt dein Herz. Er weiß, warum du so bist, wie du bist. Warum du dich so
verhältst, wie du dich verhältst. Er kennt deine Grenzen, deine Schwächen, deine Schmerzen. Er kennt aber auch alles, was dir gelingt, was dich freut und
womit du anderen Menschen Freude machst. Niemand kennt dich und niemand versteht
dich besser als er. Gott weiß, dein Leben hier auf der Erde bleibt unvollendet,
unvollkommen, bruchstückhaft. Und doch bist und bleibst du sein Kind.
Das
alles, was ich jetzt von dir gesagt habe, gilt auch für den Menschen, den du
verloren hast und an den du heute hier denkst. Ja, du hast ihn verloren. Aber
Gott nicht. Du musstest vom Friedhof wieder heimgehen. Aber Gott ist geblieben. Er lässt sein Kind nicht im Stich, auch nicht im Grab, auch nicht im
Tod.
Denn
so, wie es am Lebensanfang einzig auf ihn ankam. So kommt es auch am Lebensende
einzig auf Gott an. Da tut er, was wir nicht tun können. Und da geschieht, was
er für richtig hält und nicht, was wir für richtig halten. Schließlich geht es im
Himmel und auf Erden um seinen Willen und nicht um deinen. Schließlich ist er
dein Vater und tut, was aufs Ganze gesehen für sein Kind das Beste ist.
Du und ich, wir können nicht aufs Ganze sehen. Wir sehen nur, was vor Augen
ist, die schönen Dinge, aber auch das Leid. Wir denken an die Ängste und Schmerzen
der Sterbenden. Wir spüren in uns die Wunde, die der Tod geschlagen hat. Wir
fragen nach dem Warum? Und kriegen keine Antwort. Denn uns fehlt der Überblick.
Wir sehen das Ganze nicht. Es bleibt uns keine andere Wahl, als auszuhalten,
was ist, als anzunehmen, was ist und schließlich auch ja zu sagen zu dem, was
ist.
Ich
persönlich hätte manches auch gern anders als es ist. Und wenn ich dann
manchmal zu hadern beginne, sage ich mir: „Du änderst damit nichts.“ Und dann
sage ich zu Gott: „Du bist mein Schicksal im Glück und im Leid, in guten wie in
bösen Tagen. Was auch geschieht, ich gehöre dir.“
Amen
Danke Ihnen für die Worte des Segens, der Kraft und des Trostes! Auch Ihnen wünsche ich Gottes Segen!
AntwortenLöschenDanke Herr Löhr und allen Gottes reichen Segen! Ja,Jesus ist bei uns im finsteren Tal und in den finstersten Zeiten, er führt uns durch Angst und Tod zum Leben.
AntwortenLöschenhttps://youtu.be/euYt6TShPS8