Losung: Wenn du der Stimme des HERRN, deines Gottes, gehorchen wirst: Gesegnet wirst du sein bei deinem Eingang und gesegnet bei deinem Ausgang. 5.Mose 28,1.6
Lehrtext: Jesus spricht: Wer den Willen tut meines Vaters im Himmel, der ist mir Bruder und Schwester und Mutter. Matthäus 12,50
Liebe Leserin, lieber Leser,
wie
und wo höre ich Gottes Stimme? In meinem Gewissen? Nun, mein Gewissen ist geprägt von den Werten, die mir seit früher Kindheit von den Eltern, Lehrerinnen und anderen
gesellschaftlichen Autoritäten vermittelt worden sind. Es ist auch davon geprägt, wie jene die Bibel verstanden haben und was für sie im Glauben wichtig
war. Die Psychologie nennt das Gewissen vereinfacht gesagt
"Über-Ich". Es meldet sich, wenn das, was ich gerade tue, denke oder
sage mit jenen Werten nicht im Einklang ist. Dann habe ich ein
"schlechtes Gewissen".
Soweit, so gut. Aber wie verlässlich ist die Stimme des Gewissens? Sie ist nicht unbedingt Gottes Stimme in mir, sondern, wie gesagt, ein Chor vieler Menschenstimmen.
Jeder ist sich selbst der Nächste. Oder nicht?
In den wichtigen Schriften der Bibel geht es nie nur um mich selbst, um mein Gewissen, mein Heil, meine Rettung und so weiter, sondern immer zuerst (!) um den anderen. Es geht um die Frage: Habe ich ihm das zuerst getan, was ich mir von ihm wünsche? (Goldene Regel) Liebe ich ihn, wie ich Gott in Jesus liebe? (Doppelgebot der Liebe) Bin ich im Extremfall bereit, mein Leben für einen anderen zu lassen? Konkret: Soll ich notfalls auf mein Intensivbett verzichten und mich in Lebensgefahr begeben, um einem jüngeren, verbohrten Impfverweigerer mit Familie das Weiterleben zu ermöglichen? (Gebot der Feindesliebe)
Was heißt es, in einem solchen Fall auf Gott zu hören (Losung) und "den Willen des Vaters im Himmel" (Lehrtext) zu tun? Was meinst du?
Gebet: Herr, wenn ich eine schwerwiegende Entscheidung treffen muss, will ich nicht auf meinen Bauch oder mein Gewissen hören, sondern auf dich. Dann musst du zu mir reden aus deinem Wort und in meinem Gebet. Dann musst du mir die Kraft geben, die Folgen meiner Entscheidung anzunehmen und zu tragen. Wie sonst soll ich tun können, was du willst? Amen
Herzliche Grüße!
Ihr / dein Hans Löhr
Das Beispiel Dietrich Bonhoeffer:
Entscheidung gegen das Gewissen
Auch für Dietrich Bonhoeffer war das Gewissen bei aller Hochschätzung nicht die letzte und höchste Instanz, als er sich entschied, am gewaltsamen Widerstand gegen das damalige Staatsoberhaupt Adolf Hitler teilzunehmen. Es fiel ihm als Pazifisten besonders schwer, das Attentat gutzuheißen. Aber er wusste, jetzt kommt es darauf an, nicht mehr nur auf das Gewissen, sondern konsequent und unbeirrt auf Gott selbst zu hören. So las er die Bibel in jener Situation noch einmal neu und rang im Gebet um die richtige Entscheidung. 1943 schrieb er in Nazi-Haft:
»Einsam erwehrt sich der Mensch des Gewissens der Übermacht der Zwangslagen, die Entscheidung fordern. Aber das Ausmaß der Konflikte, in denen er zu wählen hat – durch nichts beraten und getragen als durch sein eigenstes Gewissen –, zerreißt ihn. Die unzähligen ehrbaren und verführerischen Verkleidungen, in denen das Böse sich ihm nähert, machen sein Gewissen ängstlich und unsicher, bis er sich schließlich damit begnügt, statt eines guten ein salviertes (entlastetes) Gewissen zu haben, bis er also sein eigenes Gewissen belügt, um nicht zu verzweifeln; denn dass ein böses Gewissen heilsamer und stärker sein kann als ein betrogenes Gewissen, das vermag der Mensch, dessen einziger Halt sein Gewissen ist, nie zu fassen.« (Dietrich Bonhoeffer, "Nach zehn Jahren", 1943)
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