Losung: Ein Tag des HERRN der Heerscharen kommt über alles Stolze und Hohe und über alles, was sich erhebt, und es wird niedrig sein. Jesaja 2,12
Lehrtext: Alle miteinander bekleidet euch mit Demut; denn Gott widersteht den
Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade. 1.Petrus 5,5
Liebe Leserin, lieber Leser,
»Hochmut kommt vor dem Fall« heißt ein bekanntes Sprichwort, das in der
Bibel steht (Sprüche 16,18). Dahinter steckt eine gewisse Lebenserfahrung und
die Mahnung, schön auf dem Teppich zu bleiben. Denn je mehr einer abhebt, desto tiefer kann er stürzen. Soweit, so gut.
Was aber in der Losung und vor allem im Lehrtext steht, ist für mich
moralische Zweckpädagogik. Nun, den Propheten Jesaja kann ich noch in gewisser
Hinsicht verstehen. Er wollte sein gedemütigtes, am Boden liegendes Volk damit
trösten, dass auch die triumphierenden Feinde eines Tages erniedrigt
werden. Doch das würde nicht durch das kleine und ohnmächtige Volk der
Israeliten geschehen, sondern durch ihren Gott. Das ist so nicht eingetroffen. Denn Gott lässt sich nicht für nationalen Größenwahn instrumentalisieren. Nach den Assyrern wurden die Juden von den Babyloniern unterdrückt, dann von den Römern und im letzten Jahrhundert von den Nazis verfolgt. Immerhin haben sie seit 1948 wieder einen eigenen Staat, auch wenn das bis heute Konflikte mit sich bringt.
Lass dich nicht demütigen
Mit dem Lehrtext habe ich noch größere Probleme. Ich mag es einfach nicht,
wenn einer andere zur Demut auffordert. Demut soll man sich nicht verordnen
lassen, sondern selbst aufbringen. Diejenigen, die zur Demut mahnen, sind
selten selbst demütig. Und längst nicht jeder, der gedemütigt wurde, war zuvor
hochmütig.
Vermutlich aber nimmt der erste Petrusbrief, aus dem dieses Bibelwort kommt,
auf Vorgänge in einer damaligen, frühchristlichen Gemeinde Bezug. Denn das habe
ich tatsächlich auch in dem einen oder anderen Kirchenvorstand, den ich früher
zu beraten hatte, erlebt: Da hat der Hochmut unter Pfarrern wie unter Ehrenamtlichen
zu Dauerkonflikten geführt und damit die ganze Gemeinde geschwächt hat.
Nein, Hochmut ist nicht gut. Aber Demut, die einer dem anderen verordnet,
auch nicht.
Gebet: Herr, du weißt, ich habe meine blinden Flecken. Ich sehe manches nicht an
mir, was andere sehen. Ich merke manches nicht, was andere merken. Bewahre mich
vor Hochmut und Arroganz genauso wie vor falscher Demut und Bescheidenheit.
Amen
Herzliche Grüße!
Ihr / dein Hans
Löhr
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Lieber Herr Löhr
AntwortenLöschenIch habe diesen Sommer mit Gott lange um eine persönliche Definition von Demut gerungen.
Ich habe keine Theologie studiert, aber ich möchte gerne mit Ihnen teilen.
Demut bedeutet für mich:
Ich ziehe meinen Wert aus Gott, meinem Vater und Schöpfer
Er hat mich geschaffen und am Abend sprach er: Es ist gut. Ich liebe dich, so wie du bist. In meinen Augen bist du perfekt. Du bist mein Kind bis in alle Ewigkeit.
In Jesus bezeugt er erneut, dass er mich mit all meinen Ecken und Kanten, meinen Stärken und Schwächen, meinem Vermögen und Unvermögen...liebt und ich mir seine Liebe nicht verdienen muss.
Der Heilige Geist, mit dem Gott mich versiegelt hat, bewirkt in mir, dass ich diese Wahrheit annehmen kann und dass ich auch meine Mitmenschen diese Wahrheit, die für jeden Menschen gilt, zugestehen kann.
Ich bin der Meinung:
- dass wenn wir so leben, wir das Gebot:
"Liebe Gott, deinen Mitmenschen und dich gleichermassen", erfüllen.
- dass Demt nichts mit Unterwürfigkeit zu tun hat. Unter Unterwürfigkeit verstehe ich, den anderen wichtiger nehmen als mich, Unterdrückung akzeptieren... Alles was ich tue, weil ich glaube, dass mein Wert durch die Meinung Anderer bestimmt wird.
- dass Demut dieser Art, die Kehrseite des Hochmuts ist und nicht der Demut im Sinne Gottes/ Jesus entspricht.
- dass wenn ich meinen Wert von Gott annehme, dann habe ich es nicht nötig, mich über andere Menschen zu erheben, noch mich ihnen zu unterwerfen.
Hallo Rahel.
LöschenBesser hätte ich meine Gefühle und Gedanken zu diesem Thema Demut nicht in Worte fassen können. Danke.
Liebe Grüße Jacqueline.
Und jetzt ist mein Gruss verschwunden...
AntwortenLöschenHerzlich Grüsse
Rahel Alexandra
Ihre Gedanken, liebe Rahel Alexandra, gefallen mir gut. Vielen Dank, dass Sie sie mit mir und den Leserinnen und Lesern dieses Blogs teilen.
AntwortenLöschenHerzlich
Ihr
Hans Löhr