Losung: Fürwahr, du bist ein verborgener Gott, du Gott Israels, der Heiland. Jesaja 45,15
Lehrtext: Dem, der überschwänglich tun kann über alles hinaus, was wir bitten oder verstehen, nach der Kraft, die in uns wirkt, dem sei Ehre in der Gemeinde und in Christus Jesus durch alle Geschlechter. Epheser 3,20-21
Liebe Leserin, lieber Leser,
als der Prophet, genannt der zweite Jesaja, dieses Wort aus der Losung
gesagt hat, war von Gottes Hilfe unter den Israeliten nichts zu sehen. Doch der
Prophet machte ihnen Mut und versprach ihnen eine goldene Zukunft in Freiheit
und ohne Angst. Einmal würde sich Gottes Herrlichkeit schon zeigen. Sie sollten
nur nicht verzweifeln.
Viel später hat Martin Luther vom „verborgenen Gott“, vom Deus absconditus
gesprochen. Unter anderem ging es darum, dass Menschen in ihrer Not Gottes Nähe
nicht mehr spüren und den Eindruck haben, er habe sich von ihnen abgewandt und
sie verlassen.
Doch ist Gott an sich nicht immer verborgen? Wer könnte denn von sich
behaupten, ihn jemals mit eigenen Augen gesehen zu haben? In 1.Timotheus 6,16
heißt es: »Gott wohnt in einem unzugänglichen Licht, zu dem niemand kommen
kann, den kein Mensch gesehen hat noch sehen kann.«
Auch der verborgene Gott wohnt im Licht und ist kein Wesen der Finsternis. Und
er hat sich in dem gezeigt, der von sich sagt: »Ich bin das Licht der Welt«, in
Jesus Christus, dem Kind in der Krippe und dem Mann am Kreuz. In ihm wird er
sichtbar. In ihm enthüllt und offenbart er sich, wie er wirklich ist: Der
barmherzige Vater, der seine Geschöpfe bedingungslos liebt. Der niemand
verloren gibt und auch in der größten Not da ist.
Auch diese Aussage kann ich nicht mit Fotoapparaten und Videokameras
beweisen. Ich sage das im Glauben und noch nicht „im Schauen“. „Sehen“ werde
ich ihn erst, wenn er mich wieder zu sich genommen hat. Und das wird dann mit
allen meinen Gottesvorstellungen, die ich jetzt habe, überhaupt nichts zu tun
haben.
Viele Menschen leiden an einer unheilbaren Krankheit und wissen, dass ihnen nicht mehr geholfen werden kann. Man kann noch ihre Symptome lindern, die Schmerzen verringern und sie zum Beispiel auf der Palliativstation so gut es geht begleiten und ihnen einen würdigen Tod ermöglichen. Doch mehr geht nicht. Ist für diese Patienten Gott verborgen? Das kann wohl nur jeder einzelne für sich beantworten.
Wir alle leiden ja an der „Krankheit zum Tode“ (Kierkegaard) und müssen sterben ob wir jung sind oder alt, gesund oder krank. In diesem Sinn ist jeder
unheilbar krank. Soll ich deshalb an Gott verzweifeln? Oder brauche ich ihn
nicht gerade deshalb?
In seinem Passionslied „O Haupt voll Blut und Wunden“ bittet Paul Gerhardt um den offenbaren, den sichtbaren Gott. Aber nicht um den Allmächtigen, sondern um Jesus am Kreuz. Mit ihm vor Augen fühlt er sich Gott am nächsten gerade, wenn es ans Sterben geht:
Gebet:
Wenn ich einmal soll
scheiden,
so scheide nicht von mir,
wenn ich den Tod soll leiden,
so tritt du dann herfür;
wenn mir am allerbängsten
wird um das Herze sein,
so reiß mich aus den Ängsten
kraft deiner Angst und Pein.
Erscheine mir zum Schilde,
zum Trost in meinem Tod,
und lass mich sehn dein Bilde
in deiner Kreuzesnot.
Da will ich nach dir blicken,
da will ich glaubensvoll
dich fest an mein Herz drücken.
Wer so stirbt, der stirbt wohl.
Herzliche Grüße!
Ihr / dein Hans
Löhr
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