Mittwoch, 13. Dezember 2023

Hüter meiner Zunge hl

Losung: Siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge, das du, HERR, nicht alles wüsstest. Psalm 139,4 

Lehrtext: Der Herr wird ans Licht bringen, was im Finstern verborgen ist, und das Trachten der Herzen offenbar machen. 1.Korinther 4,5

Liebe Leserin, lieber Leser,

Gott braucht mein Gebet nicht, aber ich brauche es. Er weiß sowieso, wie es mir geht, was mir fehlt, was mir hilft. Er weiß es besser als ich selbst. Eigentlich bräuchte ich ihn gar nicht zu bitten, weil ohnehin sein Wille geschieht und nicht meiner. Aber ich brauche meine Bitten. Damit richte ich mich nach ihm aus. Aber ich brauche das Gebet. Damit mach ich mir klar, dass da in meinem Leben ein Gott ist, der sich mir in Jesus Christus zeigt wie er ist.

Vor Gott bin ich nicht „privat“

In diesem Augenblick zum Beispiel ist mein Schöpfer bei mir. Er umgibt mich von allen Seiten und hält seine Hand über mir (Psalm 139). Er versteht mich besser als mein eigenes Herz (1. Johannes 3,20) und weiß, was ich sagen werde, noch bevor ich meinen Mund aufmache (Losung). Darum will ich meine Zunge hüten, um nicht in böser Absicht zu schmeicheln oder zu verletzen. Darum will ich meinen Mund aufmachen und meine Meinung sagen, wenn sie nötig ist. Darum will ich um Verzeihung bitten und selbst verzeihen, wo es angebracht ist.

Dazu motiviert mich der heutige Lehrtext. Denn vor Gott bin ich nicht „privat“. Er kontrolliert mich nicht permanent. Aber er hilft mir, zu bedenken, ob das, was ich gerade fühle, denke und sage, recht ist. Ob ich das aus Menschenfreundlichkeit sage oder aus Selbstsucht und Klatschsucht. Im Gebet hilft mir Gott, mich selbst zu beurteilen, ob ich immer recht behalten will oder auch den anderen zu seinem Recht kommen lasse.

Sokrates und die drei Siebe

Vor 2500 Jahren lebte in Griechenland der Philosophen Sokrates. Von ihm wird folgende Geschichte erzählt:
Ganz aufgeregt kam ein Mann zu ihm gerannt: „Sokrates, ich muss dir etwas erzählen. Weißt du, was dein Freund gemacht hat? …“3 Der Philosoph unterbrach ihn: „Halt!“ Der Mann war überrascht.„Hast du das, was du mir erzählen willst, durch die drei Siebe gesiebt?“, fragte der Weise. „Drei Siebe?“, wiederholte der Mann verwundert. „Richtig, drei Siebe! Lass uns prüfen, ob das, was du mir erzählen willst, durch die drei Siebe passt. 
Das erste Sieb ist die Wahrheit. Ist das wahr, was du mir erzählen willst?“
„Nun ja, ich habe es selber erzählt bekommen und …“
„Na gut. Aber sicher hast du es mit dem zweiten Sieb geprüft. Das zweite Sieb ist das der Güte. Wenn es nicht sicher wahr ist, was du mir erzählen möchtest, ist es wenigstens gut?“
Zögernd antwortete der Mann: „Nein, im Gegenteil …“
„Dann”, unterbrach ihn Sokrates, „lass uns auch noch das dritte Sieb anwenden. Ist es wichtig und notwendig, es mir zu erzählen, was dich so aufregt?“
„Hm, wichtig ist es nicht und notwendig auch nicht unbedingt.“„Also mein Freund“, lächelte der der Philosoph, „wenn das, was du mir erzählen willst, weder wahr noch gut noch notwendig ist, so lass es lieber sein und belaste dich und mich nicht damit.“ 

Gebet: Herr,
hilf, dass ich rede stets, womit ich kann bestehen;
lass kein unnützes Wort aus meinem Munde gehen;
und wenn in meinem Amt ich reden soll und muss,
so gib den Worten Kraft und Nachdruck ohn‘ Verdruss.
Amen
(Johann Heermann, 1630, EG 495,3)

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr

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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt. 

 

6 Kommentare:

  1. Danke. Ja es ist sehr gut immer wieder einmal an die Siebe des Sokrates erinnert zu werden. Danke für die tägliche Ermutigung.

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  2. Die 3 Siebe sind mir neu aber ich werde versuchen, sie anzuwenden.
    Dank sei Gott. Elisabeth

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  3. Wieder eine hilfreiche, gute Parabel... und hinzufügen möchte ich noch ein ganz wichtiges Sieb, was Sie, lieber Pfarrer Löhr mal so wunderbar beschrieben haben:
    Das Sieb der Liebe, durch das alles zuvor gesiebt werden sollte.
    Uns allen eine frohe Adventszeit.
    Herzlich, Annelie

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    1. Danke für den Hinweis. Hans Löhr

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  4. Es wird so viel getratscht auch von mir das mit den 4 Sieben merke ich mir danke b.e.

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  5. Danke für die Auslegung ❣️🙏🏻

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