Zu meinen Gunsten hl

Losung: HERR, du hast mich heraufgeholt aus dem Totenreich, zum Leben mich zurückgerufen von denen, die hinab zur Grube fuhren. Psalm 30,4 

Lehrtext: Jesus spricht: Es kommt die Stunde und ist schon jetzt, dass die Toten hören werden die Stimme des Sohnes Gottes, und die sie hören, die werden leben. Johannes 5,25

Liebe Leserin, lieber Leser,

also drei Jahre ist es bestimmt schon her, dass mich ein Freund gebeten hatte, seine Mutter zu besuchen, weil sie im Sterben liege. Und tatsächlich, der alten Bäuerin ging es gar nicht gut. Wir haben gemeinsam noch mal an ihrem Bett Abendmahl gefeiert, ich habe für sie ein Lied gesungen, mit ihr gebetet und sie gesegnet. Als ich dann wieder gegangen war, wartete ich auf seinen Anruf, dass es nun soweit sei. Auf diesen Anruf warte ich noch heute. Die über 90-jährige ist klar im Kopf und nimmt noch regen Anteil an dem, was so auf dem Hof geschieht. Jedenfalls ist diese Frau Expertin, was unsere heutige Losung betrifft.

Andere, die viel jünger sind und vor drei Jahren noch kerngesund zu sein schienen, sind inzwischen todkrank oder bereits gestorben. Niemand weiß, wie lange er noch zu leben hat. Und darum hat es durchaus Sinn, sich ab und zu mal mit dem eigenen Ende zu befassen und sich sein eigenes Urteil zu bilden.

Vorbereitet und dankbar sein

Ich habe mir vorgenommen, es nicht nur hinzunehmen, dass ich früher oder später gehen muss. Ich will es auch annehmen, dass es sich so verhält. Ich will mein Schicksal aus Gottes Hand nehmen, der mir mein Leben gegeben hat und der es wieder nimmt. Ob mir das gelingen wird, wenn es soweit ist, kann ich nicht sagen. Aber ich möchte vorbereitet sein und ich möchte dankbar von dieser Welt gehen können; denn ich hatte alles in allem ein gutes Leben, materiell gesehen ein besseres als alle meine Vorfahren.

Ob es mir aber auch seelisch am besten von ihnen geht, steht auf einem anderen Blatt. Denn ein entbehrungsreiches Leben, eines mit Lasten und Leiden muss nicht automatisch ein unglückliches Leben sein. Manchmal habe ich den Eindruck, dass der Mensch eher für schlechte als für gute Zeiten gemacht ist. Dass er besser mit Entbehrungen zurechtkommt als mit Überfluss und zwar sowohl sein Körper wie auch seine Seele. Nahezu alle Zeiten, seitdem es Menschen gibt, waren herausfordernd und verlangten ihnen viel ab. Aber von meinen Großeltern zum Beispiel habe ich nie gehört, dass sie sich deswegen bei Gott beschwert hätten. Sie konnten ihr Schicksal in seine Hand legen und waren bereit, wieder zu gehen, als es soweit war.

Hoffentlich irre ich mich

Und das möchte ich auch sein. Wäre ich noch jünger, wäre das vielleicht anders. Da hätte ich wohl den Eindruck, dass ich etwas verpassen würde, dass das Beste vielleicht erst noch kommt. Diesen Eindruck habe ich nicht mehr. Und wenn ich mir den gegenwärtigen Zustand der internationalen Politik so anschaue und die weltweiten Probleme, die offenbar zunehmen, weil sie nicht gelöst werden, und wenn ich mich selbst im Spiegel betrachte …, dann wird mir bewusst, dass ich wohl nicht mehr viel verpasse. Aber vielleicht ist es auch anders, und ich irre mich. Das würde ich mir zugunsten der jüngeren Generationen sogar wünschen.

Zu meinen Gunsten aber wünsche ich mir, dass ich an meinem Lebensende nicht taub sein möge für »die Stimme des Sohnes Gottes« (Lehrtext), dass ich ihr folge in die Ewigkeit, wo alles zu seinem Ziel kommt.

Gebet: Herr, die Tür meiner Lebenszeit fällt einmal ins Schloss. Doch du wirst mir eine neue Tür auftun, und ich werde bei dir sein, und alles wird gut sein. Mit dieser Hoffnung will ich jetzt leben so gut ich kann. Ich will dir danken für allen Segen, für alle Freude, für die Menschen die ich liebe, für alle Kraft und dafür, dass ich mich bei dir geborgen weiß, hier Glauben und dort im Schauen. Amen

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr

 

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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.