Losung: Das sei ferne von uns, dass wir den HERRN verlassen! Josua 24,16
Lehrtext: Ihr, meine Lieben, baut euer Leben auf eurem allerheiligsten Glauben und betet im Heiligen Geist und bewahrt euch in der Liebe Gottes und wartet auf die Barmherzigkeit unseres Herrn Jesus Christus zum ewigen Leben. Judas 1,20-21
Liebe Leserin, lieber Leser,
wer kreist um wen?
Jahrtausendelang kreiste für die Menschheit die Sonne um die Erde. Für die meisten Erdenbewohner tut sie das noch immer. Sie haben ein, dem Augenschein entsprechendes, geozentrisches Weltbild. Demzufolge steht die Erde scheinbar still. Die Sonne ist es, die sich zu bewegen scheint. Sie geht doch im Osten auf und im Westen unter. Für diese Menschen ist die Erde der Mittelpunkt des Universums - so wie auch in der Bibel.
Für uns aber kreist die Erde samt den anderen Planeten um die Sonne*. Ihre Schwerkraft hält unseren Heimatplaneten in seiner Bahn. Wer das weiß, hat ein heliozentrisches Weltbild mit der Sonne als Mittelpunkt.
Jahrtausendelang hatten die Menschen ein theozentrisches Verständnis der Wirklichkeit. Für sie waren Götter oder ein bestimmter Gott der Mittelpunkt ihres Lebens und der Welt.
Inzwischen haben die meisten in unserem Land ein anthropozentrisches Verständnis der Wirklichkeit. Für sie steht der Mensch im Mittelpunkt ihres Denkens und Handelns.
Für nicht wenige ist sogar das eigene Ich der Mittelpunkt. Diese haben ein egozentrisches Verständnis der Wirklichkeit. Da dreht sich, wie bei einem Kleinkind, alles um das eigene Ich.
In der Losung hat Josua ein Gespür dafür, dass nicht er es ist, der sich selbst in seiner Lebensbahn hält, sondern Gott. Er möchte um keinen Preis das Kraftfeld Gottes verlieren, sonst wäre er verloren und würde ohne Halt durch Raum und Zeit taumeln.
Der Philosoph Friedrich Nietzsche schrieb 1882 zum Tod Gottes, den er behauptete: "Was taten wir, als wir diese Erde von ihrer Sonne (= Gott) losketteten? Wohin bewegt sie sich nun? Wohin bewegen wir uns? Fort von allen Sonnen? Stürzen wir nicht fortwährend? Und rückwärts, seitwärts, vorwärts, nach allen Seiten? Gibt es noch ein Oben und ein Unten? Irren wir nicht durch ein unendliches Nichts?"
Worum kreist du?
Wer ist dein Mittelpunkt? Meiner ist Gott in Jesus Christus. Diese gute Nachricht, dieses Evangelium sagt mir: Wie die Erde von der Sonne, so bist du bist gehalten von Gottes Liebe. Sie hält dich in deiner Bahn und sorgt dafür, dass du nicht in Kälte und Finsternis verloren gehst. Nicht du musst dich "in seiner Liebe bewahren" (Lehrtext), sondern er tut das für dich, jetzt, in dieser Welt, inmitten deiner guten oder schwierigen Lebensumstände.
Statt eines Gebets heute ein bekanntes Gedicht von Rainer Maria Rilke von 1899:
Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,
die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,
aber versuchen will ich ihn.
Ich kreise um Gott, um den uralten Turm,
und ich kreise jahrtausendelang;
und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm
oder ein großer Gesang.
Herzliche Grüße!
Ihr / dein Hans Löhr
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