Losung: Meine Zunge soll singen von deinem Wort; denn alle deine Gebote sind gerecht. Psalm 119,172
Lehrtext: Ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die glauben. Römer 1,16
Liebe Leserin, lieber Leser,
ist für dich Glaube und Naturwissenschaft ein Gegensatz? Fühlst du dich
in deinem Glauben vielleicht sogar bedroht durch wissenschaftliche Erkenntnisse?
Ich selbst bin auch durch diesen, bis heute andauernden Streit zwischen beiden
hindurch gegangen. Ich war dabei streckenweise verunsichert. Was gilt jetzt?
Fragte ich mich. Was ist nun wahr?
Dann habe ich den Stier bei den Hörnern gepackt, habe viel gelesen, was
in den letzten 200 Jahren gegen die Religion geschrieben worden ist angefangen
bei Arthur Schopenhauer über Ludwig Feuerbach, Karl Marx, Friedrich Nietzsche,
Sigmund Freud bis zu den religionskritischen Äußerungen in unserer Zeit. Dabei
habe ich mich immer wieder gefragt, gegen welchen Gott ziehen die Kritiker
eigentlich zu Felde? Der Gott, der ihnen vermutlich gepredigt worden ist, hätte
mich auch kalt gelassen.
Religionskritik
und Naturwissenschaft
Neben der Religionskritik habe ich mich auf der Grundlage
populärwissenschaftlicher Veröffentlichungen zunehmend für die Erkenntnisse der
Naturwissenschaften, insbesondere der Evolutionstheorie und der Astrophysik
interessiert. Das Ergebnis war, dass ich beides immer mehr zu schätzen wusste,
die wissenschaftlichen Erkenntnisse und meinen Glauben.
Inzwischen kann ich mir einen Glauben, der die Wissenschaft bewusst
ausblendet, nicht mehr vorstellen. Aber auch Wissenschaftler, die im Brustton
der Überzeugung über gläubige Menschen die Nase rümpfen, kann ich nicht so
recht ernst nehmen. Mein Eindruck ist, dass sie mit ihrer Kritik wie Blinde von
der Farbe reden. Aber umgekehrt ist für mich auch ein Glaube nichts wert, der
der Wissenschaft ängstlich aus dem Weg geht.
Schon vor 2000 Jahren zur Zeit des Apostels Paulus haben sich
intellektuelle Griechen über seine Predigten lustig gemacht und fromme Juden
wollten von ihm Beweise für seinen Glauben haben. So schreibt er im ersten
Brief an die Christen in Korinth: »Die Juden wollen Wunder sehen (Matthäus 27,41+42), und die Griechen
suchen nach Weisheit (naturwissenschaftliche Philosophie). Wir aber verkünden
den Menschen, dass Christus, der von Gott erwählte Retter, am Kreuz gestorben
ist. Für die Juden ist diese Botschaft eine Gotteslästerung und für die
Griechen blanker Unsinn« (1. Korinther 1,22+23). Und darum sagt
Paulus etwas trotzig im heutigen Lehrtext: »Ich schäme mich des Evangeliums
nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die glauben.«
Diese Reaktion des Paulus kann ich aus der damaligen Zeit heraus
nachvollziehen. Doch auch heute noch haben nicht wenige das Problem, sich in
der Öffentlichkeit oder im Bekanntenkreis zu ihrem Glauben zu bekennen. Man
fürchtet nicht zu Unrecht, belächelt und nicht ernst genommen zu werden. Na
und? Was kümmert uns die Kritik von Menschen, die vom Evangelium und vom
Glauben keine Ahnung haben? Im Grunde genommen tun sie mir nur leid, weil sie,
wie ich meine, etwas Wesentliches im Leben verpassen, nämlich die Kraft der
guten Nachricht von der bedingungslosen Liebe Gottes für alle und vom rettenden
Gottvertrauen.
Ich kann nur von mir reden und sagen: diese Kraft des Evangeliums hat
mich schon aus manchen Sorgen und mancher Verzweiflung herausgeholt. Mit ihr
konnte und kann ich auch die Dinge tragen, die eine Last sind. Sie lässt mich
immer wieder von neuem Gott loben und ihm danken wie er mir in Jesus begegnet. Dass
andere meinen, ohne ihn von Gott reden zu können, will ich nicht verurteilen. Ich
aber kann damit nichts anfangen ebensowenig wie mit Esoterik und übersinnlichen
Phänomenen. Ich halte mich an den Gott Jesu. Das macht mich zuversichtlich und ruhig.
Das göttliche
Wort: Es werde
Gerade die Erkenntnisse der Naturwissenschaften haben mir noch einmal
die unfassbare Größe Gottes und seiner ständigen Wunder (zum Beispiel die
Feinabstimmung) bewusst gemacht. Er hat sich nicht damit begnügt, dass nichts ist. Er
hat das göttliche Wort gesagt „Es werde!“ und damit das Universum und
mittendrin dich und mich ins Leben gerufen. „Es werde Licht und Finsternis,
Himmel und Erde, Leben und Tod und wieder Leben. Es werde Mensch." Und zu
dir hat er gesagt: „Werde du!“ Von Anfang an gilt für dich und mich dieses
göttliche Wort: „Es werde!“ Von Anfang an war alles, was jetzt ist, alles, eine Möglichkeit, die Gott hat
Wirklichkeit werden lassen so wie alles, was noch sein wird. Alles kommt aus
den unergründlichen Tiefen Gottes und kehrt dahin zurück, zu ihm, der alles aus
Liebe erschaffen hat und vollenden wird. Für ihn sind wir seitdem im Werden. Jetzt
leben wir für einen Wimpernschlag in dieser vorübergehenden Zeit und Welt. Dann
aber kehren wir zu ihm zurück, wo alles begann. Dann wird er uns vollenden –
und alles andere auch.
Gebet: Herr, du bist das unergründliche Geheimnis
der Welt und meines Lebens. Du wirkst in allem. Ohne dich ist nichts, was ist. Das
ist mir zu wunderbar und zu groß, dass ich es begreifen könnte. Deshalb preise
ich dich durch Jesus Christus, in dem du Mensch geworden bist, damit ich zu dir
Vertrauen fassen kann. Durch ihn lobe ich dich, den Unfassbaren. Durch ihn
danke ich dir, dass ich werde und vergehe und doch in dir bin und bleibe. Durch
seine gute Nachricht weiß und spüre ich, dass du deine Schöpfung und auch mich
liebst und nichts verloren gibst, was geworden ist. Durch ihn kann auch ich
dich lieben und mein Leben und deine Welt. Danke für die Kraft aus deinem Wort.
Danke für den Glauben. Amen
Herzlich grüßt
Ihr / dein Hans Löhr
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1728 erschien
in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das
für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes
Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die
täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das
Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.
Vielen Dank für diese tiefgläubigen Gedanken, sie geben Kraft für den neuen Tag ! Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Tag !
AntwortenLöschenGuten Morgen Herr Löhr
AntwortenLöschenHerzlichen Dank für die tgl. Auslegung die mich jeden Tag führt und leitet. Sie sind ein Wunder Gottes.................. vergelts Gott!
Was mir, lieber Herr Löhr, an Ihren Auslegungen besonders gefällt, ist die Vielseitigkeit und Ihre persönliche Offenheit. Sie sind damit für mich glaub- und vertrauenswürdig. Sie haben eine klare, überprüfte und durchdachte Meinung, lassen dem Leser aber immer Raum für eigene Gedanken. Der erhobene moralisierende Zeigefinger ist bei Ihnen tabu, was mich sehr freut. Herzlichen Dank für Ihre wertvolle Arbeit!
AntwortenLöschenSchön, dass es Sie gibt, Herr Löhr und ich jeden Tag mit ihren Worten beginnen darf. Sie sind so lebensnah und authentisch.
AntwortenLöschenIch kann und möchte mich dem nur anschließen. Danke! Ihr Gedanken sind auch genau meine Gedanken, nur dass ich es nicht so gut hätte formulieren können.
AntwortenLöschenDanke für ihre tägliche Mühe, die jeden Leser ein bisschen mehr Zuversicht gibt.
Guten Tag, lieber Herr Löhr, auch ich möchte mich dem Gesagten meiner Vorgänger anschließen. Auch ich bin diesen Weg gegangen, wie sie ihn beschreiben. Manchmal dachte ich dabei auch „denke, grüble doch nicht so viel, glaube einfach“, bzw. „Glaube ich vielleicht nicht richtig, nicht gut genug“. Nun bin ich ganz sicher, dass es richtig war, „den Stier bei den Hörnern zu packen“. Danke für Ihre heutige Auslegung besonders.
AntwortenLöschenEinfach nur Danke lieber Herr Löhr
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