Freitag, 12. Mai 2023

Nicht ohne dich hl

 Losung: Sie werden weinend kommen, aber ich will sie trösten und leiten. Ich will sie zu Wasserbächen führen auf ebenem Wege, auf dem sie nicht straucheln; denn ich bin Israels Vater. Jeremia 31,9 

Lehrtext: Ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen. Johannes 16,22 

Liebe Leserin, lieber Leser, 

wer weiß schon, wie viele Menschen auf der Erde jetzt weinen. Vielleicht bist auch du darunter. Wer weiß schon, wie viele Tränen Gott zählen (Psalm 56,9) und wie viele Herzen er trösten muss. Fast möchte ich sagen: „Herr, kümmere dich um die, die Kummer haben. Tröste die Untröstlichen. Trockne die Tränen der Weinenden.“ Aber ich brauche ihn doch auch, nicht nur wenn ich traurig bin, auch sonst, in jedem Augenblick.

Ich brauche einen mitfühlenden Gott

Ich brauche einen mitfühlenden Gott, der sich mit mir und seinen Geschöpfen freuen und weinen kann. Vom Gott der Juden im Alten Testament weiß ich nicht, ob er weinen konnte. Auch nicht vom Gott der Muslime und den Göttern der Hindus. Aber von meinem Gott weiß ich, dass er in Jesus über Jerusalem und das Schicksal der Menschen dieser Stadt weint, weil sie zu den Waffen greifen und sich mit militärischer Gewalt gegen die Übermacht der Römer wehren wollen. Er sieht, was die Menschen nicht sehen, die blind sind vor Empörung, Hass, Rache und Machtgier. Er sieht voraus, wohin es führt, wenn der Mensch zum Schwert greift und die mit in den Untergang reißt, die einfach nur leben wollen (Lukas 19,41-44).

Doch der Akzent beider Bibelworte heute liegt darauf, dass die Weinenden getröstet werden und die Traurigen sich freuen sollen. Durch den Tränenschleier hindurch sollen sie, sollen wir unseren Herrn sehen, wie er auf uns zukommt, um die Tränen abzuwischen (Offenbarung 21,4). Ihn rührt unser Schicksal. Doch er lässt uns damit nicht allein. Er wird »all Angst und Not stillen, die ihm an uns bewusst« (Ev. Gesangbuch 11,7). Allen schlimmen Erfahrungen zum Trotz, halten seit 2000 Jahren Menschen an dieser Hoffnung fest. Ist das nicht alles eine fromme Illusion? Möglich. Ich kann das Gegenteil nicht beweisen. Doch selbst wenn es so wäre, was wäre denn die Alternative? Ein Leben ohne Glaube, Hoffnung und Liebe? Viele scheinen so leben zu können. Ich nicht.

Gebet: Herr, du bist kein Zauberer und machst uns für das Leben in dieser Welt unverwundbar. Was wäre das auch für ein Leben, in dem ich nicht mitleiden kann und andere nicht mit mir? Wie sollte ich dir dann noch vertrauen, wofür danken? So aber begegnest du mir mitten in meinem Glück und Schmerzen, in meiner Freude und Enttäuschung, in meinen schweren und guten Tagen – mitten in meinem Leben. So aber kommst du, um zu heilen und zu trösten, aufzurichten und zu segnen. Ohne dich kann und will ich nicht sein. Amen

Herzlich grüßt

Ihr / dein Hans Löhr

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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.

Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt. 

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