Dienstag, 9. Mai 2023

Männerphantasien hl

Losung: Der Gott des Himmels wird ein Reich aufrichten, das nimmermehr zerstört wird. Daniel 2,44 

Lehrtext: Jesus spricht zu den Jüngern: Ich übergebe euch, wie der Vater mir, das Reich, damit ihr in meinem Reich an meinem Tisch esst und trinkt. Lukas 22,29-30 

Liebe Leserin, lieber Leser,

das ist ein ewiger Männertraum: ein mächtiges Reich, am besten ein tausendjähriges, von dem die Nazis träumten. Hatte nicht das Reich der alten Ägypter sogar 2700 Jahre Bestand? Nun gut, mit diversen Krisenzeiten bis die Römer der Macht am Nil endgültig den Garaus gemacht haben.

Manche träumen davon, dass die katholische Kirche ein unzerstörbares Reich wäre. Nun ja, viel zu herrschen und zu sagen hat auch der Papst nicht mehr. Immerhin hat die katholische Kirche bis jetzt alle weltlichen Reiche überlebt, auch das „Heilige Römische Reich Deutscher Nation“, in dem seit 962 die deutschen Kaiser herrschten bis Napoleon es 1806 schließlich hinweggefegt hat. Doch auch Kirchen sind vergänglich und werden eines Tages das Zeitliche segnen.

Großmachtsträume

Von dem Reich, das Daniel vorschwebte (Losung) und von dem die Juden geträumt haben und teilweise noch immer träumen, nur so viel: Sie wären halt auch gerne mal die Herren der Welt gewesen, am besten gleich für immer - natürlich mit Gott auf ihrer Seite. Er sollte das für sie machen, wozu sie zu machtlos waren. Je gedemütigter sich ein Volk erlebt, desto mehr schießen seine Großmachtsträume und Rachefantasien ins Kraut.

So, das war jetzt eine lange Einleitung, aber ich wollte aus diesen zerstörerischen Männerphantasien, die so viel Leid über die Menschen gebracht haben, mal die Luft rauslassen. Dass das nichts hilft, ist mir schon klar. Die politischen und religiösen Nationalisten träumen munter weiter und werden weiterhin viel Unheil anrichten. Der Krieg der machtberauschten Männer ist das Leid der Frauen und Kinder - auf beiden Seiten.

Was aber ist nun mit dem „Reich“ aus den beiden Bibelworten? Wo soll es denn sein und wie groß? Gottes Reich ist nirgends, weil es überall ist. Für sein Reich wäre das Staubkörnlein Erde im Universum zu klein. Doch nicht zu klein ist dein Herz dafür. Denn Gottes Reich ist kein geographischer Begriff. In den Evangelien ist mit dem Wort „Reich“ Gottes Herrschaft gemeint. Immer und überall, wo sein Wille geschieht, wo sich Menschen nach Jesus Christus richten, herrscht Gott in seinem Reich. Und wo sie das nicht tun? Da herrscht er auch, nur dass ihnen das nicht bewusst ist.

Diejenigen aber, die im Glauben verbunden sind, sollen ihn auch miteinander preisen und ihre Gemeinschaft feiern auf Festen, bei Brot und Wein und sonstigen Gelegenheiten als tätige Bürgerinnen und Bürger in seinem Reich. (Lehrtext).

Gebet: Herr, unsere Menschreiche kommen und gehen. Keines ist es wert, dafür zu sterben. Keine Regierung verdient Ehre. Keine Fahne, dass Menschen vor ihr stramm stehen. »Allein dir in der Höh‘ sei Ehr‘« (EG 179), allein dir in der Tiefe im Stall und in der Höhe am Kreuz!
Du bist kein Schinder, der seine Macht mit Menschenopfern erkämpft und verteidigt. Der vorgibt, dass seine Ziele, Interessen und Werte zum Besten der Menschen seien.
Herr, was sollen mir die Reiche dieser Welt? Dem Kaiser (Staat) gehören vielleicht meine Steuern (Matthäus 22,17-21). Dir aber gehört mein Herz. Ich liebe dich. Ich hoffe auf dich. Dir vertraue ich – und sonst keinem. Amen

Herzlich grüßt

Ihr / dein Hans Löhr

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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt. 

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