Donnerstag, 4. Januar 2024

Mein inneres Bild hl

Losung: Die Völker werden zu deinem Lichte ziehen und die Könige zum Glanz, der über dir aufgeht. Jesaja 60,3

 

Lehrtext: Die Stadt bedarf keiner Sonne noch des Mondes, dass sie ihr scheinen; denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie, und ihre Leuchte ist das Lamm. Und die Völker werden wandeln in ihrem Licht. Offenbarung 21,23-24 

Liebe Leserin, lieber Leser, 

gestern habe ich aus Thailand ein Foto bekommen, wo eine Familie gerade Urlaub macht: Sommer und Sonne, Sandstrand und Palmen. Das ist einer der Traumorte für viele. Hier bei uns ist es seit vielen Wochen nass und kalt. Ich wäre jetzt auch gerne an einem solchen Traumort in der Karibik oder in Südostasien oder Südamerika, wo der Tag lang ist und die Luft warm. Obwohl, auf Weihnachten und den Jahreswechsel im kalten und dunklen Deutschland möchte ich auch nicht verzichten. Wenigstens in der Fantasie braucht es offenbar Sehnsuchtsorte, von denen Menschen träumen können, mehr noch, von denen sie hoffen, irgendwann einmal dort zu sein, am besten für immer.

Sehnsuchtsort Jerusalem

Für die Juden zur Zeit des Alten Testaments war Jerusalem so ein Sehnsuchtsort. Auch für die frühen Christen war diese Stadt noch ein Symbol für das Ziel, wohin sie unterwegs waren. Allerdings nicht das Jerusalem, wie es damals in Wirklichkeit aussah, sondern wie man es sich erträumt hatte, als eine himmlische Fantasiestadt, in der Gott bei den Menschen wohnen und sein Licht alle erleuchten würde (Lehrtext), sogar die fremden Völker. Auch sie würden sich aufmachen, um Gott in Jerusalem anzubeten und ihre Schätze zu bringen (Losung). Das Jerusalem der Endzeit war damals, was für die Christen in späteren Zeiten das Paradies war, ein Ort des Friedens und des Trostes, der Geborgenheit und des göttlichen Lichts, wo man die Tore und Türen offen lassen kann, weil man keine Feinde und Diebe mehr zu fürchten hat (Offenbarung 21,24-26).

Dieses innere Bild vom endzeitlichen Jerusalem scheint bei den Menschen damals eine große Kraft entfaltet zu haben. Es half ihnen, die oft so dürftige, ärmliche und von Gewalt erfüllte Gegenwart zu ertragen. Sie lebten in der Hoffnung, dass es nicht immer so sein und bleiben würde, wie es gerade war. Alles sollte und würde sich zu ihren Gunsten ändern, weil sie doch glaubten, Gottes Volk zu sein und er sie nicht im Stich lassen würde.

Das Bild Jesu

Doch die geschichtlichen Ereignisse führten dazu, dass zumindest bei den Christen die Sehnsucht nach Jerusalem verblasste. An ihre Stelle trat immer deutlicher das Bild Jesu, in dem sich ihnen Gott zeigte. Gerade in den ersten Jahrhunderten war für sie das Bild des guten Hirten von großer Bedeutung (zB in Ravenna), der sie beschützte und ernährte. In der orthodoxen Ostkirche, deren Mittelpunkt das damalige Byzanz (heute Istanbul) war, schob sich das Bild von Jesus Christus als dem Weltenrichter in den Vordergrund. Er würde dafür sorgen, dass die Guten und Frommen zu ihm in die ewige Seligkeit kommen, während die anderen in den Schlund der Hölle müssen. In der Westkirche mit ihrem Mittelpunkt Rom trat daneben immer stärker das Bild des gekreuzigten Jesus hervor, durch den die Welt und der einzelne Gläubige erlöst werden würde. Auch hier galt und gilt die Bedingung, dass der Mensch, der für immer gerettet sein will, an Jesus glauben und sein Leben, so gut es geht, an ihm ausrichten muss.

Der Jesus-Film

Bei mir ist es kein einzelnes Bild, sondern eher eine Abfolge von Bildern wie in einem kleinen Film. Meinen Glauben prägt das Bild vom wehrlosen Kind im Stall, mit dem Gott seinen Menschen die Liebe schenkt. Ich sehe vor meinem inneren Auge den Vater, der dem verlorenen Sohn mit ausgebreiteten Armen entgegenläuft. Ich sehe den Samariter, der seinem Feind, dem verletzten Juden, die Wunden verbindet und ihn in Sicherheit bringt. Ich sehe Jesus auf dem Hügel am Ufer des Sees Genezareth, wie er seinen Zuhörern die Seligpreisungen schenkt, in denen es um Barmherzigkeit, Sanftmut, ein reines Herz, Gerechtigkeit, Demut, und Frieden geht. Ich sehe ihn auf der Hochzeit von Kana, wie er dafür sorgt, dass der Wein der Freude nicht ausgeht. Ich sehe vor mir den Prediger der Gewaltlosigkeit und der Feindesliebe, der den Menschen ihre Schuld und ihr Versagen vergibt, der die moralisch Strauchelnden nicht noch stößt und tritt, sondern sie in Schutz nimmt und ihnen aufhilft. Ich sehe vor mir den, der die Hilfesuchenden heilt und an der Seite der kleinen Leute bleibt: der Machtlosen und Armen, der Frauen und Kinder. Ich sehe vor mir den Prediger der Vaterliebe Gottes, der mit seinem Verhalten und mit seiner Botschaft, mit seinem Gottvertrauen und seiner Menschenfreundlichkeit das Böse überwindet und selbst noch denen vergibt, die ihn umbringen. Und ich sehe den, der als Auferstandener bis heute in denen lebendig ist, die auf ihn trauen und geduldig die sucht, die ihn nicht kennen.

Er ist mein „Jerusalem“. Er ist mein inneres Bild. Er ist mehr als nur ein Sehnsuchtsort. Er ist der, der oft unerkannt an meiner Seite ist – und an deiner, in Freude und Leid. Er gibt mir die Kraft, immer wieder neu in seinem Sinn zu leben und für diese Welt und uns Menschen zu hoffen – allen schlechten Verhältnissen und Nachrichten zum Trotz. 

Gebet: Herr, mit deinem Bild vor meinem inneren Auge will ich leben und sterben. Alles, was mir wichtig ist, schöpfe ich nicht aus mir. Es ist dein Geschenk. Du selbst bist das überwältigende Geschenk Gottes, das Zeichen seiner Gnade, der Beweis seiner Liebe, die Offenbarung seiner Herrlichkeit. Du bist meine Kraft. Deinetwegen will ich zuversichtlich und im Glauben treu bleiben. Amen 

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr
 

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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt. 

5 Kommentare:

  1. Danke, lieber Pastor Löhr, für die prägnante Herausstellung, wer Jesus Christus ist und damit, wer Gott ist.
    Jesus ist sein wirkliches Ebenbild.
    (Kolosser 1,15)

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  2. Danke für Ihren schönen Text, ich finde eine geschichtliche Einordnung immer erhellend! Und Ihr Jesus Film ist mega! (beglückend 😀)

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  3. Danke Herr Löhr,
    in diese Auslegung spürt man Ihre Berufung,Ihr Geschenk Gottes.
    Einprägsamer ,klarer ,deutlicher
    und auf den Punkt gebracht,kann man es nicht zusammen fassen.
    Danke 🙏
    Ute

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  4. Genau so ist es ,
    seine Vergebung und Gnade gilt allen seinen Menschenkinder.
    Auch einen Mao,Stalin,Hitler und alle weiteren Diktatoren an denen Menschenblut klebt.Und auch alle Kinder schänder.
    Auch dann noch wenn sie nicht einmal ihre Taten bereuen.
    🙏

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