Losung: Träufelt, ihr Himmel, von oben, und ihr Wolken, regnet Gerechtigkeit! Die Erde tue sich auf und bringe Heil, und Gerechtigkeit wachse mit auf! Ich, der HERR, erschaffe es. Jesaja 45,8
Lehrtext: Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt. 2.Petrus 3,13
Liebe Leserin, lieber Leser,
ich spüre sofort,
wenn mich jemand ungerecht behandelt. Das nehme ich auch nicht so ohne weiteres
hin. Aber weiß ich denn so genau, was gerecht ist und wer im Recht ist? Und was
meint dieses übergroße und zentnerschwere Wort „Gerechtigkeit“? Wir Menschen
haben verschiedene Vorstellungen davon je nachdem, wo wir leben, was wir
glauben und wie wir erzogen wurden. In der vom jüdischen Glauben durchdrungenen
Bibel kommt dieses Wort oft vor, gerade auch im Neuen Testament und da vor
allem in den Schriften des ehemaligen Pharisäers und späteren Christen Paulus.
Gott ist kein Prinzipienreiter
Bei Gott geht es
nicht um so ein großes Wort, das für alle ohne Ausnahmen und Abstriche gilt,
nicht um ein allgemeines Gerechtigkeitsprinzip. Er macht mit mir nicht kurzen
Prozess, wenn ich versagt habe. Bei ihm geht es, meinem Glauben und Verständnis
zufolge, darum, dass er mir gerecht wird wie nur er es kann. Und dass er dir
gerecht wird so wie du bist. Seine Gerechtigkeit ist nicht immer und überall
und unveränderlich dieselbe. Nicht mal in unserer Rechtsprechung wäre es
gerecht, wenn jeder genau gleich behandelt würde. Auch da spielen die Umstände
eine Rolle, inwieweit man einen Menschen für sein Verhalten verantwortlich
machen kann.
Doch das ist klar,
kein Gericht dieser Welt kann einem Mensch wirklich gerecht werden. Das kann
nur Gott, sein Schöpfer und Herr. Nur er schaut auf den Grund meines Herzens
und weiß, was nichteinmal ich selbst weiß: warum ich so bin wie ich bin und
mich so verhalte wie ich mich verhalte.
Gespräch mit Professor Jüngel
Ich erinnere mich
an ein Privatgespräch mit dem großen Theologen (klick) Eberhard Jüngel
in Tübingen. Darin ging es um ein Leitbild für die zukünftige Arbeit der
evangelischen Kirche zunächst in München und dann darüber hinaus. Ich schlug
vor, dass in diesem prägenden Satz die beiden Begriffe „Gottes Liebe und
Gerechtigkeit“ vorkommen sollten so wie die beiden Brennpunkte einer Ellipse. Da
fragte mich Professor Jüngel „Wieso? Gottes Gerechtigkeit ist doch seine Liebe!“
Da hatte ich verstanden, dass Gott uns Menschen gerade mit seiner Liebe gerecht
wird. Diese seine Liebe zeigt
sich uns in Jesus Christus und nur in ihm. Von ihr ist kein Geschöpf
ausgeschlossen, nichteinmal ein Mensch mit seinen seelischen Abgründen. Sie
allein erlöst und befreit.
Mit dieser Liebe
sollen auch wir Christen anderen gerecht werden, nicht zuletzt unseren Feinden.
Darum sagt Jesus auf die Frage nach dem wichtigsten Gebot: »Du sollst Gott von
ganzem Herzen lieben, von ganzer Seele und mit all deiner Geisteskraft. Das
andere aber ist ihm gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.« (Matthäus 22,34-40). Und auf die Nachfrage, wer
denn nun mein Nächster sei, antwortet er, »der, dem du der Nächste bist« (Lukas 10,29-37). Und das, liebe Leserin, lieber
Leser, kann jeder Mensch sein, auch ein Feind wie in jener Geschichte, mit der
Jesus die Frage nach dem Nächsten beantwortet. Auch wen ich nicht leiden kann, hat
ein Recht darauf, dass ich ihm mit meiner Liebe gerecht werde so wie Gott mir mit seiner.
Gebet: Herr, darauf kann ich mich verlassen, dass du mir vergeben hast noch bevor
ich dich darum bitte. Du willst
retten und nicht vernichten, aufrichten und nicht hinrichten, mir vergeben und
nicht mich aufgeben, mich aus meinen negativen Gefühlen, Gedanken, Worten und
Taten befreien und nicht einsperren in meiner Schuld. Gib mir die Kraft, dass auch
ich mit meiner Liebe meinen Mitmenschen gerecht werden kann Amen
Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans Löhr
**********************************************************
»Die Bibel ist so voller Gehalt, dass sie mehr als jedes andere Buch
Stoff zum Nachdenken und Gelegenheit
zu Betrachtungen über die menschlichen Dinge bietet.«
J.W. von Goethe
aus: „Dichtung und Wahrheit“
***********************************************************
Hinweis für Smartphone-Nutzer: So finden Sie alle
Losungsauslegungen seit 2010: Weiter nach unten gehen. Auf den Link "Web-Version
anzeigen" tippen. In der rechten Spalte gewünschtes Jahr, Monat und
Tag aufrufen.
***********************************************************
Sie können die
Losungsauslegungen gerne über WhatsApp, E-Mail, Twitter, Facebook etc.,
weitergeben: Den Link einfach markieren, kopieren und versenden.
Mit Spracherkennung diktiert. Erkennungsfehler bitte melden. Sie werden
nachträglich korrigiert.
***********************************************************
1728 erschien in Herrnhut
die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag
des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus
dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“
in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das
Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.
***********************************************************
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen