Montag, 22. Januar 2024

Einander gerecht werden hl

Losung: Träufelt, ihr Himmel, von oben, und ihr Wolken, regnet Gerechtigkeit! Die Erde tue sich auf und bringe Heil, und Gerechtigkeit wachse mit auf! Ich, der HERR, erschaffe es. Jesaja 45,8 

Lehrtext: Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt. 2.Petrus 3,13

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich spüre sofort, wenn mich jemand ungerecht behandelt. Das nehme ich auch nicht so ohne weiteres hin. Aber weiß ich denn so genau, was gerecht ist und wer im Recht ist? Und was meint dieses übergroße und zentnerschwere Wort „Gerechtigkeit“? Wir Menschen haben verschiedene Vorstellungen davon je nachdem, wo wir leben, was wir glauben und wie wir erzogen wurden. In der vom jüdischen Glauben durchdrungenen Bibel kommt dieses Wort oft vor, gerade auch im Neuen Testament und da vor allem in den Schriften des ehemaligen Pharisäers und späteren Christen Paulus.

Gott ist kein Prinzipienreiter

Bei Gott geht es nicht um so ein großes Wort, das für alle ohne Ausnahmen und Abstriche gilt, nicht um ein allgemeines Gerechtigkeitsprinzip. Er macht mit mir nicht kurzen Prozess, wenn ich versagt habe. Bei ihm geht es, meinem Glauben und Verständnis zufolge, darum, dass er mir gerecht wird wie nur er es kann. Und dass er dir gerecht wird so wie du bist. Seine Gerechtigkeit ist nicht immer und überall und unveränderlich dieselbe. Nicht mal in unserer Rechtsprechung wäre es gerecht, wenn jeder genau gleich behandelt würde. Auch da spielen die Umstände eine Rolle, inwieweit man einen Menschen für sein Verhalten verantwortlich machen kann.

Doch das ist klar, kein Gericht dieser Welt kann einem Mensch wirklich gerecht werden. Das kann nur Gott, sein Schöpfer und Herr. Nur er schaut auf den Grund meines Herzens und weiß, was nichteinmal ich selbst weiß: warum ich so bin wie ich bin und mich so verhalte wie ich mich verhalte.

Gespräch mit Professor Jüngel

Ich erinnere mich an ein Privatgespräch mit dem großen Theologen (klick) Eberhard Jüngel in Tübingen. Darin ging es um ein Leitbild für die zukünftige Arbeit der evangelischen Kirche zunächst in München und dann darüber hinaus. Ich schlug vor, dass in diesem prägenden Satz die beiden Begriffe „Gottes Liebe und Gerechtigkeit“ vorkommen sollten so wie die beiden Brennpunkte einer Ellipse. Da fragte mich Professor Jüngel „Wieso? Gottes Gerechtigkeit ist doch seine Liebe!“ Da hatte ich verstanden, dass Gott uns Menschen gerade mit seiner Liebe gerecht wird. Diese seine Liebe zeigt sich uns in Jesus Christus und nur in ihm. Von ihr ist kein Geschöpf ausgeschlossen, nichteinmal ein Mensch mit seinen seelischen Abgründen. Sie allein erlöst und befreit.

Mit dieser Liebe sollen auch wir Christen anderen gerecht werden, nicht zuletzt unseren Feinden. Darum sagt Jesus auf die Frage nach dem wichtigsten Gebot: »Du sollst Gott von ganzem Herzen lieben, von ganzer Seele und mit all deiner Geisteskraft. Das andere aber ist ihm gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.« (Matthäus 22,34-40). Und auf die Nachfrage, wer denn nun mein Nächster sei, antwortet er, »der, dem du der Nächste bist« (Lukas 10,29-37). Und das, liebe Leserin, lieber Leser, kann jeder Mensch sein, auch ein Feind wie in jener Geschichte, mit der Jesus die Frage nach dem Nächsten beantwortet. Auch wen ich nicht leiden kann, hat ein Recht darauf, dass ich ihm mit meiner Liebe gerecht werde so wie Gott mir mit seiner.

Gebet: Herr, darauf kann ich mich verlassen, dass du mir vergeben hast noch bevor ich dich darum bitte.  Du willst retten und nicht vernichten, aufrichten und nicht hinrichten, mir vergeben und nicht mich aufgeben, mich aus meinen negativen Gefühlen, Gedanken, Worten und Taten befreien und nicht einsperren in meiner Schuld. Gib mir die Kraft, dass auch ich mit meiner Liebe meinen Mitmenschen gerecht werden kann Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

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»Die Bibel ist so voller Gehalt, dass sie mehr als jedes andere Buch Stoff zum Nachdenken und Gelegenheit zu Betrachtungen über die menschlichen Dinge bietet.« J.W. von Goethe aus: „Dichtung und Wahrheit“
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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.
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