Freitag, 5. Januar 2024

Von den Ersten und den Letzten hl

Losung: Lasst uns gehen, den HERRN anzuflehen und zu suchen den HERRN Zebaoth; wir wollen mit euch gehen. Sacharja 8,21 

Lehrtext: Lydia ließ sich taufen zusammen mit ihrer ganzen Hausgemeinschaft. Danach bat sie: "Wenn ihr überzeugt seid, dass ich wirklich an den Herrn glaube, dann kommt in mein Haus. Ihr könnt bei mir wohnen!" Apostelgeschichte 16,15 

Liebe Leserin, lieber Leser,

»So werden die Letzten die Ersten sein und die Ersten die Letzten«, sagt Jesus (Matthäus 19,30 und 20,16) und kehrt damit die Rangordnung in unserer Welt um. Denn für ihn galten bei Gott andere Maßstäbe als unter uns Menschen. Das hat damals schon den Mächtigen und Einflussreichen in Staat und Gesellschaft nicht gefallen. Und das gefällt denen, die ganz oben stehen auf der Leiter der Macht auch heute nicht. Doch ihm ging es nicht darum, die „Ersten“ zu beleidigen, sondern um Demut vor Gott und die Bereitschaft, anderen mit den eigenen Möglichkeiten und Vermögen zu dienen.

Seltsame Reihenfolge

Und wie sieht das in den Evangelien konkret aus? Die Erste, die dem Lukasevangelium zufolge von Jesus, als dem Heiland der Welt erfahren hat, war ein junges, ungebildetes, armes Mädchen aus Nazareth, dem der Engel Gabriel die Geburt des Retters und seinen Namen angekündigte: "Jesus - Gott hilft". Die Nächsten waren zerlumpte Hirten auf den Feldern Bethlehems, denen der Engel sagte: »Denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr«. Dann war eine unbekannte Zahl von Sterndeutern aus dem vorderen Orient an der Reihe, die später in den kirchlichen Legenden zu drei Königen umgedichtet wurden.

Schließlich gab Jesus sich selbst als Erwachsener einem Dutzend ungebildeter und armer Fischer am See Genezareth als Heiland zu erkennen. Und dann erfuhren die Kranken, die er heilte, von Gottes Geist und Kraft in ihm. Ebenso die Hungrigen, die er speiste, die Sünder, denen er vergab, die Kinder, die er annahm, die Frauen, die er achtete und die ihm teilweise nachfolgten. Und das ging so weiter bis hin zu den beiden Terroristen, die mit ihm gekreuzigt wurden.

Doch König Herodes mit den Obersten in Tempelkirche und Gesellschaft – sie alle folgten ihm nicht. Sie sahen in ihm eine Gefahr für ihre Macht und ließen ihn von den Römern ans Kreuz schlagen.

Arme Schlucker und eine Frau

Trotzdem ging es erst mal so weiter: die Mitglieder der ersten Gemeinden, die von den Aposteln und anderen gegründet wurden, waren zumeist ebenfalls arme Schlucker, wenigstens am Anfang. Und der erste Mensch in Europa, der den Glauben angenommen hat, war wiederum eine Frau, eine Händlerin, immerhin reich genug, dass sie Paulus und seinen Gefährten eine Zeit lang beherbergen konnte (Lehrtext). Später gründeten sich Bettelorden, die auf Besitz verzichteten, allen voran Franziskus von Assisi im zwölften Jahrhundert, der den Orden der Franziskaner ins Leben rief. 

Bis heute, so mein Eindruck, lebt die Kirche vom Glauben der kleinen Leute. Offenbar scheinen Päpste, Bischöfe, Theologieprofessoren, Priester und Pfarrer wie ich eine sehr viel geringere Rolle zu spielen, als sie selbst annehmen. Und das gilt auch für die Frauen in diesen Berufen. Es war keine Bischöfin, keine Priesterin, sondern die Purpurhändlerin Lydia, die Paulus und seinem Begleiter die Tür nach Europa geöffnet hat, sodass der Glaube schließlich und endlich auch zu uns heute kommen konnte.

Ich weiß nicht, wie es dir geht, liebe Leserin, lieber Leser. Aber mir gibt das zu denken. Jedenfalls brauche ich mir auf meine Ausbildung als studierter Theologe und Akademiker nichts einzubilden. Sie war mir zwar nützlich, um die Bibel und ihre Botschaft besser zu verstehen, aber das gewährt mir keinen Vorrang vor anderen. Jesu Satz hat noch heute seine Gültigkeit, dass die Ersten die Letzten und die Letzten die Ersten sein werden.

Gebet: Herr, du hast mit deiner frohen Botschaft von Gott bei den Letzten angefangen. Sie sollten die Ersten sein, die von Gottes Vaterliebe erfahren, von seiner Ehre in der Tiefe, von seiner Herrlichkeit in der Armseligkeit, von seiner Kraft in ihrer Schwachheit. Wie gut, dass du dich nicht von menschlicher Macht und Pracht blenden und beeindrucken lässt. Bei dir stehen die Letzten in der ersten Reihe. Aber auch wer hier zu den Ersten gehört hat, gehört noch immer zu dir. Das zu hören, tut mir gut. Denn wer weiß schon, welchen Platz ich einmal einnehmen werde. Amen 

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr

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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt. 

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