Dienstag, 30. Januar 2024

Beide Seiten sehen hl

Losung: Isai sprach zu David: Sieh nach deinen Brüdern, ob's ihnen gut geht. 1.Samuel 17,18 

Lehrtext: Da brachten Männer einen Gelähmten auf einer Trage herbei. Sie wollten ihn in das Haus bringen und vor Jesus niederlegen. Lukas 5,18

Liebe Leserin, lieber Leser,

wo sind sie denn, die Brüder, nach denen David, ihr Jüngster, sehen soll? (Losung) Da wo junge Männer seit Menschengedenken so oft sind, in der Armee, im Krieg, kurz vor der Schlacht. Ihr Vater Isai macht sich Sorgen um sie; so wie jetzt wieder die Väter in der Ukraine, in Palästina und in Israel. Er schickt David zu ihnen, damit sie genug zu essen haben und er von ihnen Nachricht bekommt. Und noch etwas: Neben dem Brot für die Söhne lässt er durch David auch noch zehn Käse für den Hauptmann überbringen, sozusagen als Bestechung dafür, dass er auf die Söhne achten und sie nicht unnötigen Gefahren aussetzen möge. Was macht man nicht alles als Vater, wenn man sich um die Kinder sorgt!

Und dann geht es Schlag auf Schlag: David erschlägt Goliath, und die Israeliten erschlagen die Philister*. Alle freuen sich. Alle? Haben sich nicht auch damals die Väter der Philister Sorgen um ihre Söhne gemacht und ebenso die Mütter? Und haben sich nicht auch die Frauen um ihre Männer gesorgt und die Kinder um ihre Väter und die Schwestern um ihre Brüder damals, im Philisterland? Und geschieht dies nicht auch jetzt in Russland?

Blind für die andere Seite

Verständliche Sympathien für die eine Seite, machen für die andere schnell blind. In den alten Heldengeschichten bis in unsere Nachrichten ist fast immer von den handelnden Personen im Rampenlicht die Rede, von den Helden, den Staatenlenkern, den Generälen, den großen Verlierern. Man schreibt und redet von Strategien, von Schlachtfeldern, von Erfolgen und Niederlagen, von Waffen und Waffenlieferungen, vom bösen Feind und den guten Verbündeten – mit einem Wort: vom Krieg. Das alles wird beleuchtet vom Licht des eigenen Interesses.

Aber »die im Dunkeln sieht man nicht« (Bert Brecht), die Zivilbevölkerung, auch die der Gegenseite. Jeder Krieg wird auf dem Rücken der sogenannten kleinen Leute ausgetragen von den Kindern bis zum Greis. Wer zählt ihre Tränen? Hört ihre Schreie und Klagen? Verbindet ihre Herzen? - Gott. Ja, das hoffe ich. Er trägt Leid um die vielen Erschlagenen seiner Menschenkinder wie einst um Abel. Doch wie kann ich ihn ehren, lieben und vertrauen, wenn ich anderen feindlich gesinnt bin, sie hasse und mich freue, wenn die „Bösen“ sterben und die „Guten“ siegen? Kann ich mir vor Gott sicher sein, zu den Guten zu gehören? Und wie kann ich heute Jesu wichtigstes Gebot achten, meine Feinde zu lieben?

Weil ich Christ bin

Liebe Leserin, lieber Leser, ich habe all das Militärische und Kriegerische auf allen Seiten, all das Verlogene und Gemeine, all die Kriegsgewinnler und Angstschürer und die sich an ihre Macht klammern, so satt. Das alles ist keine einzige Träne eines einzigen Kindes wert. »Deutschland muss wieder kriegstüchtig werden« (Pistorius)? Nein! Und nochmal nein! Ich bin nicht von Geburt oder aus politischen Gründen Pazifist, sondern weil ich Christ bin. Ich bemühe mich, dass ich mich an Jesus orientiere und nicht meinen negativen Gefühlen freien Lauf lasse. Und mir tun meine Menschengeschwister auf allen Seiten einfach nur leid.

Vater Isai sorgte sich um seine Soldatensöhne (Losung). Doch das genügt nicht. Ich denke, wir alle müssen Sorge tragen für alle, die in den Krieg geschickt werden und für alle, deren kleines Glück und Leben skrupellos geopfert wird. Für sie können wir beten und uns zugleich auch öffentlich für Frieden und Verhandlungen aussprechen. Dazu gehört: »Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem« (Römer 12,21). Diesem Wort des Apostels Paulus versuche ich zu folgen. Etwas Besseres weiß ich nicht. 

Gebet: Herr, gib mir Kraft,
dass ich mich nicht fürchte, wenn man mir Angst macht,
dass ich nicht beleidige, wenn man mich kränkt,
dass ich lieber Unrecht leide als tue,
dass ich nicht einteile in Gute und Böse,
dass ich weder Gewalt unterstütze noch zu ihr greife,
dass ich die negativen Gefühle in mir beherrsche,
dass ich in meinen Gedanken nach Kompromissen suche,
dass meine Worte versöhnlich sind,
dass ich vergeben kann
und tue, was dem Frieden dient. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

* Von den Philistern haben die Palästinenser ihren Namen. Sie bewohnten ab dem 12. Jahrhundert vor (!) Christus, also vor über 3000 Jahren, die südliche Küste des historischen Palästina, unter anderem den heutigen Gaza-Streifen.

**********************************************************
»Die Bibel ist so voller Gehalt, dass sie mehr als jedes andere Buch Stoff zum Nachdenken und Gelegenheit zu Betrachtungen über die menschlichen Dinge bietet.« J.W. von Goethe aus: „Dichtung und Wahrheit“
***********************************************************
Hinweis für Smartphone-Nutzer:
So finden Sie alle Losungsauslegungen seit 2010: Weiter nach unten gehen. Auf den Link "Web-Version anzeigen" tippen. In der rechten Spalte gewünschtes Jahr, Monat und Tag aufrufen.
***********************************************************
Sie können die Losungsauslegungen gerne über WhatsApp, E-Mail, Twitter, Facebook etc., weitergeben: Den Link einfach markieren, kopieren und versenden.
Mit Spracherkennung diktiert. Erkennungsfehler bitte melden. Sie werden nachträglich korrigiert.
***********************************************************
1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.
***********************************************************

4 Kommentare:

  1. Danke für diese Auslegung und für das Gebet .

    AntwortenLöschen
  2. ...sondern überwinde das Böse mit Gutem": etwas besseres weiß ich auch nicht!
    Danke, lieber Hans Löhr, dass Sie mich in dieser Zeit immer wieder so eindrücklich darauf hinweisen, wo mein "Platz" als Christin ist. Geb Gott uns Kraft, Mut und Vertrauen.
    Herzlich verbunden! EF

    AntwortenLöschen
  3. Das Böse mit dem Guten überwinden......
    Liebe Deine Feinde...
    Jesus mein Vorbild und Orientierung...
    Danke das Sie immer wieder darauf hinweisen.
    Ute

    AntwortenLöschen
  4. Danke! Bin froh, dass Sie da, wo Politik tatsächlich mal was anderes will als Glaube, zum Glauben stehen.

    Schaffen nicht alle Kirchen und Verbände. Die sind leider oft selbst zum politischen Player geworden, statt für die Bibel einzustehen.

    AntwortenLöschen