Losung: So spricht der HERR: Wahrt das Recht und übt Gerechtigkeit; denn mein Heil ist nahe, dass es komme, und meine Gerechtigkeit, dass sie offenbart werde. Jesaja 56,1
Lehrtext: Johannes wehrte ihm und sprach: Ich bedarf dessen, dass ich von dir getauft werde, und du kommst zu mir? Jesus aber antwortete und sprach zu ihm: Lass es jetzt zu! Denn so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen. Da ließ er's ihm zu. Matthäus 3,14-15
Liebe Leserin,
lieber Leser,
es waren mehrere
Gründe, weshalb ich mich zur Verblüffung meiner Familie und meiner Freunde dafür
entschieden hatte, Theologie zu studieren. Ich wollte zunächst auch gar nicht
Pfarrer werden. Ich wollte ersteinmal für mich herausfinden, was es mit Gott
auf sich hat. Den vielleicht letzten Anstoß gab ein Zeitungsfoto. Es zeigte im
Jahr 1969 eine kleine Gruppe dicht zusammengedrängter Studenten im damaligen Westberlin.
Sie demonstrierten gegen den Krieg der Amerikaner in Vietnam und hielten ein
selbstgemachtes Kreuz hoch. Dabei wurden sie von einem Wasserwerfer der Polizei
beschossen.
Wie ein Blitz
Da traf mich die
Erkenntnis wie ein Blitz: Vielleicht ist ja dieser Jesus gar nicht auf der
Seite der Herrschenden, der gehorsamen Bürger und ihrer Moral,
der Meinungsmacher in den Medien. Vielleicht berufen sich viele Lehrer, Pfarrer
und andere Repräsentanten der Gesellschaft zu Unrecht auf ihn. Vielleicht ist
er gar nicht auf Seiten der Staatsgewalt, ihres Militärs, ihrer Gerichte, Polizei und
Wasserwerfer, sondern tatsächlich auf der anderen Seite zu finden, bei den
Leidtragenden des Vietnamkriegs und bei denen, die gegen diesen bestialischen Krieg
protestieren?
Heute sehe ich das
nicht mehr ganz so schwarz-weiß. Aber was ich damals gelernt habe, habe ich
nicht mehr vergessen: Gott, wie er sich in Jesus zeigt, richtet sich nicht nach
der geltenden Moral, nicht nach den Gesetzen, nicht nach der herrschenden
Meinung in Staat und Kirche. Er richtet sich ersteinmal überhaupt nicht nach
uns Menschen, auch nicht nach dem Katechismus Martin Luthers. Er tritt da in
Erscheinung, wo man ihn nicht vermutet, auf eine Art und Weise, die man von ihm
nicht erwartet: Plötzlich kommt da in einem Stall ein Kind zur Welt, liegt in
einem Futtertrog, der inmitten von Mist und Pisse eines Ochsen und eines Esels
steht: Die blutjunge, unbedeutende Mutter dieses Kindes ist nicht
verheiratet. Das Kind ist unehelich.
So erzählt der
Evangelist Lukas das Wunder der Geburt des Menschen- und Gottessohnes Jesus. Und
so seltsam und im besten Sinn merk-würdig wie es begonnen hat, ging es weiter
bis dahin, dass dieses Kind 30 Jahre später vom römischen Militär als angeblicher,
politischer Verbrecher gekreuzigt wurde. Es ging bis dahin, dass seine Anhänger
plötzlich frei von Angst die Kunde verbreiteten, er sei von den Toten
auferstanden und lebe. Halleluja!
Der ungebührliche Gottessohn
Vorher aber zog der
Gottessohn ohne Waffen und Geld durchs Land, predigte Frieden und Gottes bedingungslose
Liebe vor allem zu den Sündern und Feinden, heilte die Ausgestoßenen und Randfiguren
der Gesellschaft, redete unbefangen zu Frauen mit zweifelhaftem Ruf, säte den
Samen des Gottvertrauens in die Herzen der Ängstlichen und stritt sich mit den hochwürdigen
Herrschaften in Tempelkirche und Gesellschaft.
Ja so hatte man
sich den Messias nicht vorgestellt, auf den die Juden schon jahrhundertelang
warteten. So hatte ihn sich auch Johannes der Täufer nicht vorgestellt, als
Jesus sich in die Schlange der Sünder einreihte, um sich von ihm taufen zu
lassen. Wie bitte, er, der Heiland der Welt, das Lamm Gottes, will sich von ihm, Johannes, taufen lassen? Da stimmt doch was nicht. (Lehrtext) Das ist doch verkehrte Welt! Genau
das ist es, wo das Himmelreich, das Reich Gottes zu uns Menschen kommt. Plötzlich
ist vieles nicht mehr, wie es war. Plötzlich gilt vieles nicht mehr, was fast
alle für unumstößlich gehalten hatten. Plötzlich muss man umdenken, neu denken,
umkehren auf dem ausgetretenen, alten Pfad (=
Sinn des Wortes Buße). Plötzlich fallen die alten Ketten von einem ab,
an die man sich längst gewöhnt hatte, weil so viele sie mit sich herumschleppen. Plötzlich
öffnet er die Tür in Gottes Reich auf Erden, in dieser Welt und Zeit, und man
müsste nur hindurchgehen, mit ihm gehen, und schon wäre man frei, niemand mehr
untertan, auch nicht sich selbst und dem alten Menschen, der man war.
Wo käme man hin, wenn man ginge?
Das ist zu schön,
um wahr zu sein. Wo käme man denn hin, wenn man das glaubte, wenn man so lebte?
Ja, »wo kämen wir hin; wenn alle sagten;
wo kämen wir hin; und niemand ginge; um einmal zu schauen; wohin man käme; wenn
man ginge.« (Kurt Marti).
Was meinst du? Sollten wir nicht vielleicht doch mal nachsehen, was hinter
jener Tür auf uns wartet, die er für uns öffnet? Dazu muss man nicht erst
Theologie studiert haben.
Gebet: Herr, du bist nicht besser, lieber,
größer, klüger, frömmer als ich und meinesgleichen. Du bist anders. Dich bewegt
nicht der Geist eines Menschen, sondern der Geist Gottes. Du hast kein
Interesse an dir, sondern an mir, dass du mich durch dieses
Leben bringst, und ich mich nicht verirre und verstricke in Wünschen und
Enttäuschungen, in selbstsüchtigen Erwartungen und leeren Versprechen. Du bist
mein Hirte und mein Lamm. Geh mit mir auf deinen Wegen. Amen
Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans Löhr
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1728 erschien
in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das
für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes
Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die
täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das
Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.
Sehr schön !Danke !
AntwortenLöschenSo oft gerät mein Gottvertrauen ins Wanken, wenn mein Verstand in den Abgrund schaut... doch dann erinnert Gott mich daran, mich ihm anzuvertrauen, ihn um Hilfe zu bitten - und er hilft , ja, Halleluja !
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