Montag, 19. August 2024

Der Weg zum Frieden: sich beherrschen hl

Losung: Steh ab vom Zorn und lass den Grimm, entrüste dich nicht, dass du nicht Unrecht tust. Psalm 37,8


Lehrtext: Seht zu, dass keiner dem andern Böses mit Bösem vergelte, sondern jagt allezeit dem Guten nach, füreinander und für jedermann. 1. Thessalonicher 5,15

 

Liebe Leserin, liebe Leser, 

ein Leben ohne Gefühle, auch negative, ist nicht möglich. Aber dass ich sie beherrsche, um andere nicht zu verletzen, das schon.

Der Zivilisationsgrad in unserer Gesellschaft

Wie zivilisiert eine Gesellschaft ist, zeigt sich auch daran, wie die Debatten in den Gemeinde- und Stadträten, in den Landtagen und im Parlament geführt werden. Geht es da der Regierung wie der Opposition in erster Linie um das Wohl der Menschen im Lande, dem beide in einer Demokratie verpflichtet sind? Oder geht es ihnen hauptsächlich darum, die Macht zu sichern beziehungsweise zu erringen? Können die Politikerinnen und Politiker bei aller Härte in der Sache trotzdem anständig und konstruktiv bleiben? Oder wollen sie ihre politischen Gegner demütigen, verunglimpfen und beleidigen, um bei den Wählerinnen und Wählern Eindruck zu schinden?

Das gilt auch auf internationaler Bühne zwischen verschiedenen Staaten wie im persönlichen Bereich, in der Partnerschaft, in der Familie, am Arbeitsplatz ...

"Was würde meine Mutter sagen?"

Ich stelle mir vor, jeder, der einen anderen nicht nur fair kritisieren, sondern klein machen will, würde zuvor kurz nachdenken und sich die Frage stellen: „Was würde meine Mutter sagen, wenn sie mich jetzt hören könnte?“ Vielleicht käme dann wieder mehr Anstand in die öffentlichen Debatten.

Was würde Jesus sagen?

Manche Christen gehen noch einen Schritt weiter und fragen sich: „Was würde Jesus jetzt an meiner Stelle sagen oder tun?“ Leider habe auch ich mir zu selten diese Fragen gestellt. Vielleicht, nein, bestimmt wäre dann mancher Streit gar nicht erst entstanden und Konflikte wären schneller wieder beigelegt worden. Aber für Einsicht und Besinnung ist es bekanntlich nie zu spät.

Solche Schwierigkeiten hatten auch die Menschen in der Bibel. Darum ergeht darin immer wieder der Aufruf, seinen negativen Gefühlen nicht nachzugeben und stattdessen sich zu beherrschen und auch zum Gegner anständig zu bleiben (Losung). Ach wenn wenigstens wir Christen den Appell des Apostels Paulus (Lehrtext) in den letzten 2000 Jahren beherzigt hätten! Wie viel Elend und Leid wäre der Welt erspart geblieben!

Heute wie damals

Und das gilt heute nicht weniger als es damals gegolten hat: „Nicht Böses mit Bösem vergelten“ (Lehrtext), nicht zurückschlagen, nicht zurückschießen – ist das nicht naiv? Nein. Meiner Überzeugung nach ist das der Weg zum Frieden, der Weg zu einem gedeihlichen Zusammenleben im Kleinen wie im Großen, gerade auch für die Nationen in Ost und West, Nord und Süd. Aber dann muss ich ja Kompromisse schließen und manchmal auch das Böse ertragen, das ein anderer mir zufügt, ohne dass ich mich rächen und es ihm heimzahlen will. Ja, das muss ich. Das mutet Jesus mir zu.

Shalom Ben Chorin

Die innere Haltung, die dafür nötig wäre, hat nicht ein Christ, sondern der Jude Shalom Ben Chorin formuliert. Ich kannte ihn persönlich vom Münchner Kirchentag 1993, wo ich ihn zu einem interreligiösen Gottesdienst eingeladen hatte. Hochbetagt kam er als letzter Vertreter der verschiedenen Religionen langsam durch den Mittelgang der Münchner Universitätskirche vor zum Altar, um mit uns, den Vertreterinnen und Vertretern der anderen Religionen, diesen Friedensgottesdienst zu feiern. Für mich war er ein Bruder im Geiste des Juden Jesus. Von ihm stammt nicht nur das wunderbare Lied »Freunde, dass der Mandelzweig / wieder blüht und treibt …« Von ihm stammt auch der folgende, bedenkenswerte Text, in dem er jene innere Haltung zur Sprache bringt:

Die innere Haltung für den Frieden

»Wer Frieden sucht

wird den anderen suchen / wird Zuhören lernen / wird das Vergeben üben /

wird das Verdammen aufgeben / wird vorgefasste Meinungen zurücklassen /

wird das Wagnis eingehen / wird an die Änderung des Menschen glauben /

wird Hoffnung wecken / wird dem anderen entgegenkommen /

wird zu seiner eigenen Schuld stehen / wird geduldig dranbleiben /
wird selber vom Frieden Gottes leben –

Suchen wir den Frieden?« (Shalom Ben-Chorin)

Dem habe ich nichts mehr hinzuzufügen. 

Gebet: Jesus, mein Bruder und Herr, wenn ich wissen will, wie in dieser großen und in meiner kleinen Welt Frieden werden soll, muss ich nur auf dich schauen und deinem Beispiel folgen. Von Natur aus sträubt sich in mir vieles dagegen. Soll ich mir denn alles gefallen lassen? Werde ich dann nicht ausgenützt? Stehe ich dann nicht als Schwächling da? Vielleicht. Aber ich stehe dann neben dir und will das Böse in deiner Kraft ertragen und überwinden. Gib mir diese Kraft. Ich habe sie nicht. Amen

Herzliche Grüße und eine gute, neue Woche!

Ihr / dein Hans Löhr

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»Die Bibel ist so voller Gehalt, dass sie mehr als jedes andere Buch Stoff zum Nachdenken und Gelegenheit zu Betrachtungen über die menschlichen Dinge bietet.«
 J.W. von Goethe aus: „Dichtung und Wahrheit“
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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.
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6 Kommentare:

  1. Danke und bleiben Sie lieber Herr Löhr mit all Ihren Lieben und alle Leser behütet .

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    1. Danke! Das ist eine große Herausforderung für jeden Tag! Aber wenn man sie übt , werden es gute Begegnungen auch mit schwierigen Menschen!
      Gott liebt alle Menschen!
      Haben Sie einen guten Wochenstart und einen gesegneten Tag , lieber Herr Löhr!

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  2. Danke für Ihre ermutigenden Worte wieder. Möge der Herr mir beistehen, dass ich mit den Menschen, die mir begegnen in richtiger Weise umgehe. Auch ich wünsche einen behüteten, guten Start in die neue Woche.

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  3. Danke für den wunderbaren Text von Shalom Ben, Herr Löhr! Diese Worte sollten wir uns immer wieder verinnerlichen. Eine reich gesegnete Woche Ihnen und Ihrer Familie! 🙏🙏

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  4. Es tut gut immer wieder ihre Worte zum Frieden zu hören. Danke
    Und vor Jahren gab es den Slogan "What World Jesus Do?" Ja, was würde Jesus heute tun und wie würde er öffentlich auftreten?

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  5. Wie intakt eine Gesellschaft ist erkennt man daran,wie sie mit ihren alten und Kinder umgeht.(auch mit dem ungeborenen Leben) 🙏

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