Losung: Steh ab vom Zorn und lass den Grimm,
entrüste dich nicht, dass du nicht Unrecht tust. Psalm 37,8
Lehrtext: Seht zu, dass keiner dem andern Böses mit
Bösem vergelte, sondern jagt allezeit dem Guten nach, füreinander und für
jedermann. 1. Thessalonicher 5,15
Liebe Leserin, liebe Leser,
ein Leben ohne Gefühle, auch negative, ist nicht möglich. Aber dass ich sie
beherrsche, um andere nicht zu verletzen, das schon.
Der
Zivilisationsgrad in unserer Gesellschaft
Wie zivilisiert eine Gesellschaft ist, zeigt sich auch daran, wie die
Debatten in den Gemeinde- und Stadträten, in den Landtagen und im Parlament
geführt werden. Geht es da der Regierung wie der Opposition in erster Linie um
das Wohl der Menschen im Lande, dem beide in einer Demokratie verpflichtet sind?
Oder geht es ihnen hauptsächlich darum, die Macht zu sichern beziehungsweise zu
erringen? Können die Politikerinnen und Politiker bei aller Härte in der Sache
trotzdem anständig und konstruktiv bleiben? Oder wollen sie ihre politischen
Gegner demütigen, verunglimpfen und beleidigen, um bei den Wählerinnen und
Wählern Eindruck zu schinden?
Das gilt auch auf internationaler Bühne zwischen verschiedenen Staaten wie
im persönlichen Bereich, in der Partnerschaft, in der Familie, am Arbeitsplatz ...
"Was würde meine
Mutter sagen?"
Ich stelle mir vor, jeder, der einen anderen nicht nur fair kritisieren,
sondern klein machen will, würde zuvor kurz nachdenken und sich die Frage
stellen: „Was würde meine Mutter sagen, wenn sie mich jetzt hören könnte?“
Vielleicht käme dann wieder mehr Anstand in die öffentlichen Debatten.
Was würde Jesus
sagen?
Manche Christen gehen noch einen Schritt weiter und fragen sich: „Was würde
Jesus jetzt an meiner Stelle sagen oder tun?“ Leider habe auch ich mir zu
selten diese Fragen gestellt. Vielleicht, nein, bestimmt wäre dann mancher
Streit gar nicht erst entstanden und Konflikte wären schneller wieder beigelegt
worden. Aber für Einsicht und Besinnung ist es bekanntlich nie zu spät.
Solche Schwierigkeiten hatten auch die Menschen in der Bibel. Darum ergeht darin immer
wieder der Aufruf, seinen negativen Gefühlen nicht nachzugeben und stattdessen
sich zu beherrschen und auch zum Gegner anständig zu bleiben (Losung). Ach wenn
wenigstens wir Christen den Appell des Apostels Paulus (Lehrtext) in den letzten
2000 Jahren beherzigt hätten! Wie viel Elend und Leid wäre der Welt erspart geblieben!
Heute wie
damals
Und das gilt heute nicht weniger als es damals gegolten hat: „Nicht Böses
mit Bösem vergelten“ (Lehrtext), nicht zurückschlagen, nicht zurückschießen – ist das
nicht naiv? Nein. Meiner Überzeugung nach ist das der Weg zum Frieden, der Weg
zu einem gedeihlichen Zusammenleben im Kleinen wie im Großen, gerade auch für
die Nationen in Ost und West, Nord und Süd. Aber dann muss ich ja Kompromisse schließen und manchmal auch
das Böse ertragen, das ein anderer mir zufügt, ohne dass ich mich rächen und es
ihm heimzahlen will. Ja, das muss ich. Das mutet Jesus mir zu.
Shalom Ben Chorin
Die innere Haltung, die dafür nötig wäre, hat nicht ein Christ, sondern der
Jude Shalom Ben Chorin formuliert. Ich kannte ihn persönlich vom Münchner
Kirchentag 1993, wo ich ihn zu einem interreligiösen Gottesdienst eingeladen
hatte. Hochbetagt kam er als letzter Vertreter der verschiedenen Religionen langsam
durch den Mittelgang der Münchner Universitätskirche vor zum Altar, um mit uns, den
Vertreterinnen und Vertretern der anderen Religionen, diesen
Friedensgottesdienst zu feiern. Für mich war er ein Bruder im Geiste des Juden
Jesus. Von ihm stammt nicht nur das wunderbare Lied »Freunde, dass der
Mandelzweig / wieder blüht und treibt …« Von ihm stammt auch der folgende, bedenkenswerte Text, in dem er
jene innere Haltung zur Sprache bringt:
Die innere
Haltung für den Frieden
»Wer Frieden sucht
wird den
anderen suchen / wird Zuhören lernen / wird das Vergeben üben /
wird das
Verdammen aufgeben / wird vorgefasste Meinungen zurücklassen /
wird das Wagnis
eingehen / wird an die Änderung des Menschen glauben /
wird Hoffnung
wecken / wird dem anderen entgegenkommen /
wird zu seiner
eigenen Schuld stehen / wird geduldig dranbleiben /
wird selber vom Frieden Gottes leben –
Suchen wir den
Frieden?« (Shalom
Ben-Chorin)
Dem habe ich nichts mehr hinzuzufügen.
Gebet: Jesus, mein
Bruder und Herr, wenn ich wissen will, wie in dieser großen und in meiner
kleinen Welt Frieden werden soll, muss ich nur auf dich schauen und deinem
Beispiel folgen. Von Natur aus sträubt sich in mir vieles dagegen. Soll ich mir
denn alles gefallen lassen? Werde ich dann nicht ausgenützt? Stehe ich dann
nicht als Schwächling da? Vielleicht. Aber ich stehe dann neben dir und will das
Böse in deiner Kraft ertragen und überwinden. Gib mir diese Kraft. Ich habe sie
nicht. Amen
Herzliche Grüße und eine gute, neue Woche!
Ihr / dein Hans Löhr
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»Die Bibel ist so voller Gehalt, dass sie mehr als jedes andere
Buch Stoff zum Nachdenken und Gelegenheit zu Betrachtungen
über die menschlichen Dinge bietet.« J.W. von Goethe aus: „Dichtung und
Wahrheit“
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1728 erschien
in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das
für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes
Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die
täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das
Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.
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Danke und bleiben Sie lieber Herr Löhr mit all Ihren Lieben und alle Leser behütet .
AntwortenLöschenDanke! Das ist eine große Herausforderung für jeden Tag! Aber wenn man sie übt , werden es gute Begegnungen auch mit schwierigen Menschen!
LöschenGott liebt alle Menschen!
Haben Sie einen guten Wochenstart und einen gesegneten Tag , lieber Herr Löhr!
Danke für Ihre ermutigenden Worte wieder. Möge der Herr mir beistehen, dass ich mit den Menschen, die mir begegnen in richtiger Weise umgehe. Auch ich wünsche einen behüteten, guten Start in die neue Woche.
AntwortenLöschenDanke für den wunderbaren Text von Shalom Ben, Herr Löhr! Diese Worte sollten wir uns immer wieder verinnerlichen. Eine reich gesegnete Woche Ihnen und Ihrer Familie! 🙏🙏
AntwortenLöschenEs tut gut immer wieder ihre Worte zum Frieden zu hören. Danke
AntwortenLöschenUnd vor Jahren gab es den Slogan "What World Jesus Do?" Ja, was würde Jesus heute tun und wie würde er öffentlich auftreten?
Wie intakt eine Gesellschaft ist erkennt man daran,wie sie mit ihren alten und Kinder umgeht.(auch mit dem ungeborenen Leben) 🙏
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