Das vierte Gebot heute hl

Losung: Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren. 2.Mose 20,12

Lehrtext: Darum nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Ehre. Römer 15,7 

Liebe Leserin, lieber Leser, 

meine Eltern leben schon länger nicht mehr. Doch je älter ich werde, desto mehr bewundere ich ihre Lebensleistung. Immerhin mussten sie den zweiten Weltkrieg und die erst mal schwierige Zeit danach überstehen. Beide hatten sie Glück gehabt, dass das gelungen ist. Ich persönlich glaube, dass sie gesegnet waren und behütet worden sind. Ich kann aber nicht erklären, warum gerade sie und andere nicht. Am Glauben kann es nicht gelegen haben.

lieb und wert halten

Wie jeder Mensch, so hatten auch sie ihre Schwächen. Manche haben mich gestört, vor allem in meinen jungen Jahren. Später habe ich sie besser verstanden. Manche fand ich schon damals liebenswert. Nein, perfekte Eltern hatte ich nicht und hätte ich nicht gewollt.

In der Schule habe ich das vierte Gebot gelernt: „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren!“ (Losung) Damit wurde mir beigebracht, dass ich ihnen gehorchen und vor ihnen Respekt haben soll. So versteht es auch Martin Luther und schreibt im kleinen Katechismus: „Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir unsere Eltern und Herren nicht verachten noch erzürnen, sondern sie in Ehren haben, ihnen dienen, gehorchen, sie lieb und wert halten.“

Das vierte Gebot neu verstehen

Später ist mir klar geworden, dass dieses Gebot anders verstanden werden muss. Es richtet sich weniger an Kinder, als an Erwachsene, deren alte Eltern auf sie angewiesen sind. Das sagt auch der Nachsatz dieses Gebotes: „Auf dass es dir (!) wohlgehe und du (!) lange lebst auf Erden.“ Ja, auch dir, auch mir soll es im Alter gut gehen, weil ich mich auf meine Kinder verlassen kann.

Bisher kann ich mich nicht beklagen. Aber vielleicht kommen auch andere Zeiten auf mich zu, echte Herausforderungen. Dann wird sich zeigen, was ‚ehren‘ für sie bedeutet. Gott sei Dank gibt es heute Pflegedienste, die viel auffangen. Aber die alten Eltern ehren, bedeutet noch mehr. Dazu gehören auch Geduld, Kontaktpflege, Verständnis für ihre Ansichten und Eigenheiten und, wenn möglich, dass ihre erwachsenen Kinder »sie lieb und wert haben« (siehe oben). Das kann man nicht erwarten und schon gar nicht erzwingen. Doch wenn es geschieht, kann man sich freuen.

Gebet: Herr, ich danke dir für die Eltern, die du mir gegeben hast. Sie haben sich bemüht, uns Kinder zu erziehen, so gut sie es wussten und konnten. Ich denke gerne an sie zurück. Was ich ihnen schuldig geblieben bin, das mögest du vergeben. Und so will auch ich meine Kinder nicht mit meinen Erwartungen belasten. Sie sollen ihr Leben leben wie auch meine Eltern mich meins haben leben lassen. Segne meine Angehörigen mit deinem Frieden und behüte sie, wie du auch mich behütet hast. Amen 

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr

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»Die Bibel ist so voller Gehalt, dass sie mehr als jedes andere Buch Stoff zum Nachdenken und Gelegenheit zu Betrachtungen über die menschlichen Dinge bietet.« J.W. von Goethe aus: „Dichtung und Wahrheit“
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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.
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