Losung: HERR, du bist unser Gott, gegen dich vermag kein Mensch etwas. 2.Chronik 14,10
Lehrtext: Ich will mich am allerliebsten rühmen meiner Schwachheit, auf dass die
Kraft Christi bei mir wohne. 2.Korinther
12,9
Liebe Leserin, lieber Leser,
das stimmt, gegen Gott vermag kein Mensch etwas (Losung), aber gegen mich.
Menschen können meinen Körper und meinen Geist zerstören, so wie sie das mit
anderen in grausamen Diktaturen zu allen Zeiten und an vielen Orten getan haben
und tun.
In unserem Rechtsstaat aber fühle ich mich sicher. Da
schützen mich die demokratische Grundordnung und unsere Gesetze. Und warum
sollte es nicht Gott sein, der mich dadurch schützt? Ich kann das so sehen und
bin dafür dankbar.
Doch warum wurden im Unrechtsstaat der Nationalsozialisten
und in der DDR viele von ihm nicht geschützt? Ich weiß es nicht. Ich werde
darauf auch keine Antwort finden. Darum will ich mich damit auch nicht
abquälen, sondern dankbar sein, dass es jetzt nicht so ist. Und ich will, was
in meinen Kräften steht, tun, damit so etwas nicht wieder geschieht. Der
Wahlzettel ist eine Möglichkeit, eine sehr wichtige. Eine weitere ist, dass ich
im Gespräch mit anderen Menschen meine Einstellung nicht verhehle. Sie sollen
wissen, dass ich ein strikter Gegner jeder Form von Nationalismus und
Rassismus, von Militarismus, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung von
Minderheiten bin.
Das bin ich als Deutscher den Opfern in der
nationalsozialistischen Rassendiktatur und in der DDR schuldig. Dazu fühle ich
mich auch als Christ gegenüber Jesus Christus verpflichtet. Nein, ich selbst
habe keine Schuld an den Verbrechen, die im Namen des deutschen Volkes verübt
worden sind. Aber ich trage Verantwortung dafür, dass so etwas nicht wieder
geschieht.
Und dazu gehört, dass ich es nicht widerspruchslos
dulden darf, wenn über andere abfällig geredet wird. Denn alle politischen
Verbrechen fangen damit an, dass andere Menschen erst in Gedanken und Worten
und schließlich auch durch Taten entwürdigt und erniedrigt werden.
Paradoxerweise steckt dahinter bei vielen Tätern die Angst vor allem, was ihnen
fremd ist und was für sie deshalb bedrohlich wirkt.
Nein, nicht die Nation, nicht das Vaterland, was immer
das sein soll, nicht das Deutschtum, nicht das Militär, nicht die Kultur und
auch nicht die Religion machen mich stark, sondern »die Kraft Christi« (Lehrtext) in mir. Alle anderen
Dinge sind vergänglich. Sie aber bleibt und wächst gerade dann, wenn die Bedrängnis
zunimmt.
Gebet: Herr, du bist mein Maßstab, was gelten soll
und was nicht, was gerecht und was ungerecht, was menschenfreundlich und was menschenverachtend
ist. Darum will ich jeden Menschen als dein Kind ansehen, als deinen Sohn und
deine Tochter, als meinen Bruder und meine Schwester und mich entsprechend
verhalten. Gib mir deine Kraft, dass ich unerschrocken für die eintrete, die bedrängt
werden. Amen
Herzliche Grüße,
Ihr / dein Hans Löhr
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