Sonntag, 13. März 2022

Frieden schaffen ohne Waffen hl

Losung: Einem König hilft nicht seine große Macht; ein Held kann sich nicht retten durch seine große Kraft. Psalm 33,16 

Lehrtext: Viele Erste aber werden Letzte sein und Letzte Erste. Markus 10,31 

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich habe mir bei der Vorbereitung der Losungsauslegung die Augen gerieben. Vor vielen Monaten wurde das Bibelwort ausgelost, und jetzt spricht es in unserer Gegenwart hinein, in eine Zeit militärischer Gewalt und großen Leids für alle Betroffenen. Immer wieder einmal hat es den Anschein, dass Gottes Wort genau in die persönliche Situation eines Menschen oder in die weltpolitischen Ereignisse trifft. Darum die Losung hier noch einmal in einer anderen Übersetzung (Hoffnung für alle):

Kein König siegt durch die Größe seines Heeres; kein Soldat kehrt heil aus der Schlacht zurück, nur weil er so stark ist. Wer meint, Panzer (Reiterheere) bringen den Sieg, der hat sich getäuscht. Sie können noch so viel Schlagkraft besitzen und dennoch vernichtet werden. Doch der Herr beschützt alle, die auf ihn hören und ihm vertrauen(Psalm 33,16+17)

Es wäre schön, wenn Kyrill I., der russisch-orthodoxe Metropolit von Moskau, dieses Bibelwort Putin und seinen Generälen vortragen würde, statt unkritisch Gefolgschaft zu leisten. Es wäre schön, wenn sich die Spitzen der katholischen und evangelischen Kirchen in Deutschland nicht für mögliche Waffenlieferungen in die Ukraine ausgesprochen und die Erhöhung der Militärausgaben um 100 Milliarden Euro (!) nicht stillschweigend gebilligt hätten. Wenn sie stattdessen Scholz, Baerbock, Habeck und Lindner jenes Bibelwort vortrügen und hinzufügten: Als Christen sind wir Jesus Christus verpflichtet und lehnen deshalb jede Form und Unterstützung kriegerischer Gewalt ab. Ja, das wäre schön. Aber so ist es nicht. Wieder einmal reden die Kirchen in Ost und West ihren Regierungen und der öffentlichen Meinung nach dem Mund. Damit war zu rechnen. Wer einflussreich sein und im Konzert der Mächtigen mitspielen möchte, muss eben auf kritische Töne verzichten.

Nicht bitter werden

Doch es ist falsch, darüber bitter zu werden. Stattdessen will ich die Bibel zitieren und sagen, was gestern noch viele sagten und heute anscheinend kaum noch einer hören will: »Schwerter zu Pflugscharen! Kein Volk soll mehr das andere angreifen; niemand lernt mehr, Krieg zu führen« (Jesaja 2,4)»Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen« (Matthäus 26,52). »Beati (selig) pacifici (die Pazifisten, die Friedensstifter), denn sie werden Gottes Kinder heißen (Matthäus 5,9) und »Liebet eure Feinde …« (Matthäus 5,43 – 45).

Das hat mich motiviert, während des Bürgerkriegs in Jugoslawien in den neunziger Jahren die „Münchner Friedensrunde für Serben, Kroaten, Muslime und Deutsche“ zu gründen. Es waren schwierige Treffen, an denen Angehörigen der verfeindeten Volksgruppen teilgenommen hatten. Aber wir, die Deutschen in der Runde, haben uns in diesem Krieg konsequent neutral verhalten, für keinen Partei ergriffen, jedem die Möglichkeit gegeben, sich auszusprechen und darauf gedrungen, mit den Spenden humanitäre Projekte in Kroatien, Serbien und Bosnien gemeinsam zu unterstützen. 

Nein, auch wir haben damit den Krieg damals keine Stunde früher beendet. Aber wir haben versucht, einem anderen Geist Raum zu geben, was auch jetzt nötig wäre. Zusätzlich haben wir Flüchtlinge beherbergt, ihnen Arbeitsmöglichkeiten und Ausbildungsplätze verschafft und immer wieder betont, dass wir militärische Gewalt konsequent ablehnen und stattdessen auf Mitgefühl für die Opfer auf allen Seiten, auf Dialog und Verständigung setzen.

Zu jedem Konflikt gehören zwei

Und jetzt ist wieder Krieg in Europa. Jetzt leiden wieder Menschen und sind auf der Flucht. Jetzt sind wieder die Bellizisten vorn dran und brüsten sich mit Sprüchen wie diesem: „Wer den Frieden will, muss zum Krieg rüsten“. So sprachen die Römer, die Jesus gekreuzigt haben. Jetzt ist wieder die Zeit der weltklugen „Falken“, und die "naiven" Friedenstauben haben wieder einmal das Nachsehen.

Aber ich möchte nicht in einer Welt leben, in der das Ziel „Frieden schaffen ohne Waffen“ aufgegeben worden ist. Ja, Putin gehört abgesetzt, so schnell wie möglich. Und da sind erst einmal die Russen selbst gefragt. Danach geht es wieder an die mühselige Versöhnungsarbeit. Und dann fragt man hoffentlich nicht nur nach der Schuld der anderen, sondern auch nach der eigenen, was wir im Westen versäumt oder absichtlich zur Eskalation beigetragen haben. Denn zu jedem Konflikt gehören zwei. 

Gebet: Herr, stärke du jetzt alle Kräfte, die zu einer Beendigung der Kämpfe führen und dem Frieden dienen. Segne dazu auch unsere Gebete und das, was wir für die Kriegsopfer tun können. Nimm von uns alle Aufregung, Empörung und Angst, dass wir im Kopf abrüsten, besonnen werden und einen kleinen Beitrag zur Deeskalation leisten. Ich weiß nicht, wie es mit diesem Krieg weitergehen und wie er ausgehen wird. Aber ich hoffe auf dich. Du weißt es und wirst die Sehnsucht nach Frieden erfüllen. Amen 

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr

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4 Kommentare:

  1. Die Gedanken sind so ehrbar und toll. Aber wie klingen sie in den Ohren der angegriffenen Ukrainer, der flüchteten Mutter? Sollen wir denen sagen: "Pech gehabt. Wir werden euch nicht helfen, auch wenn ein Tyrann, der damit rechnet, dass ihr euch nicht wehrt, eure Heimat verwüstet."?
    Ich weiß nicht, was da richtig ist, aber sich einfach umzudrehen und die Menschen in ihrem Überlebenskampf alleine zu lassen scheint mir auch falsch. Danke für ihre Gedanken des Friedens. Mögen sie richtig sein.

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    1. Wenn wir nun aber eingreifen und uns am "militärischen Konflikt" beteiligen würden mit dem guten Gefühl der Ukraine zu helfen, dann müssen wir damit rechnen dass Putin auch uns als nächstes Ziel und Gegner sieht. Wem ist dann geholfen, wenn wir nicht einmal als Fluchtort für die Ukrainer bleiben. Gegengewalt versuche ich schon unseren Kindern im Alltag nicht als das erstes und beste Mittel zur Konfliktlösung zu wählen sondern diplomatisch versuchen den Zorn zu mildern. Das ist schwer und kostet sehr viel Geduld. Aber es dient dem Frieden im Kleinen wie auch im Großen.

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  2. Hoffentlich erreichen solche Gedanken auch unsere Politiker und Entscheidungsträger in Deutschland und den anderen Ländern. AMEN

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  3. Es gibt wie man sieht auch andere Möglichkeiten zur Hilfe ,als kriegerische Gewalt.
    Das hilft nicht den den flüchtenden Müttern der Soldaten.
    Ich Teile die Meinung das zuerst die Russen selbst gefragt sind ,genauso wie unsere humanitäre Hilfe den
    Opfern gegenüber.
    Aufklärung ist der wichtigste Aspekt.
    Hat nicht Jesus gesagt,
    wenn dich einer auf die linke Backe schlägt,halte auch die Rechte Backe hin?
    Er selbst hat am Kreuz um Vergebung derer gebetet,die ihn geschunden und getötet haben.
    Ich weiss nicht ob ich in der Lage dazu wäre,so großherzig zu sein,in einer solchen Situation,aber ich kann darum beten, die Kraft zu bekommen wenn es so kommen sollte.
    Es ist wieder der Fall dass sich die Kirche raushält mit ganz wenigen Ausnahmen. Sind nicht wir Christen da um so mehr gefragt?
    Hilfe ja ,aber ohne Waffen.
    Ja Herr Löhr sie haben recht,wir sollten erst bei uns selbst anfangen,wo haben wir versagt oder
    welchen Part haben wir selbst,wenn eine Situation eskaliert,im Kleinen wie im Großen Bereich.
    Beten allein hilft nicht immer sofort,aber die Frage was kann ich aktiv tun,um zu helfen.
    Danke für Ihre Auslegung.

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