Losung: So spricht der HERR Zebaoth: Wer euch antastet, der tastet seinen Augapfel an. Sacharja 2,12
Lehrtext: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern und Schwestern, das habt ihr mir getan. Matthäus 25,40
Liebe Leserin, lieber Leser,
stark verallgemeinert kann man die Losung auch so zusammenfassen: "Wer anderen schadet, schadet sich selbst." Warum? Weil es meines Erachtens die Welt außerhalb meiner selbst, also auch meine Mitmenschen, nicht ohne mich gibt und umgekehrt. Wir alle sind Fasern in ein und demselben Gewebe des Lebens und hängen folglich zusammen bzw sind voneinander abhängig.
Auch die Geringsten meiner Menschenbrüder und -schwestern (Lehrtext) gehören in diesem Sinn zu mir und ich zu ihnen. Was ich für sie tue, tue ich für den "König", wie es im Gleichnis vom Weltgericht (Matthäus 25) heißt, für Jesus Christus, der das Kraftzentrum dieses Gewebes ist, auch meines, und alles zusammenhält.
Ta twam asi
Der Philosoph Arthur Schopenhauer hat den hinduistischen Satz "ta twam asi" in das europäische Denken eingeführt, auf Deutsch: "Dieses (was außerhalb deiner selbst ist), bist du." Deine Außenwelt ist der Spiegel, in dem du deine Empfindungen, deine Schmerzen und Freuden wiedererkennen kannst. Deshalb kannst und sollst du mit ihr leiden und dich mit ihr freuen. Dazu passt auch das Sprichwort: "Quäle nie ein Tier zum Scherz; denn es fühlt wie du den Schmerz!"
Als Christ sage ich: Jesus freut sich und leidet mit mir in mir. Er sieht und spürt in mir seinen Bruder, etwas von sich oder ganz sich selbst.
In Jesus freut sich und leidet Gott mit mir in mir. Er sieht und spürt in mir sein Kind, etwas von sich oder ganz sich selbst.
Ich freue mich oder leide mit meinen Mitgeschöpfen in ihnen. Ich sehe in ihnen meine Geschwister, etwas von mir oder ganz mich selbst. Darum kann und soll ich für sie dasein, wenn sie meiner Zuwendung bedürfen.
Das Versprechen der Diakonissen
Die Neuendettelsauer Diakonissen haben, wenn sie eingesegnet wurden, dieses Versprechen gegeben: "Was will ich? Dienen will ich. Wem will ich dienen? Dem Herrn in seinen Elenden und Armen." In diesen begegnete ihnen Christus. In diesen sahen sie ihre Brüder und Schwestern und in deren Leiden und Freuden erkannten sie ihre eigenen.
Diakonissen, wie ich sie noch erlebt habe, gibt es heute nicht mehr. Das hat seine Gründe. Doch ihre Geisteshaltung und Bereitschaft, für andere dazusein, brauchen wir nach wie vor.
Gebet: Herr, in dir und durch dich werden meine Mitmenschen zu Brüdern und Schwestern, auch die Geringsten, selbst die Feinde. In dir und durch dich erkenne ich, wir alle zusammen sind deine Kinder und können nur gemeinsam zu dir kommen. Dazu fehlt es mir immer wieder an Kraft. Ich hoffe, dass du sie mir gibst. Amen
Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans Löhr
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